Dienstag, 18. August 2020

Indikator 267. Fremdgegangene Hektaren inklusive.

Der Indikator 267 von Statistik Kanton Zürich. Das ist die «Landwirtschaftliche Nutzfläche in ha nach Gemeinden».

Die Werte dazu kann jede(r) frei herunterladen und verwenden, denn das sind OGD (Open Government Data). Wie man sich dabei verhauen könnte, punkto Aussagekraft, davon handelt dieser Beitrag.  Und so sehen die Daten aus:

INDIKATOR_JAHR
INDIKATOR_VALUE
1985
277
1990
283
1996
298
2000
285
2005
331
2007
336
2008
329
2009
338
2010
336
2011
333
2012
327
2013
325
2014
315
2015
306
2016
275
2017
274
2018
271

Was glauben Sie, wie werden diese Werte ermittelt? 

Variante A: Die Zahlen werden aus den von den Landwirtschaftsbetrieben gemeldeten landwirtschaftlichen Nutzflächen zusammengerechnet, d.h. Betriebsstandort Gde X = Beitrag 100% für die Zahlen, die in Indikator 267 ausgewiesen werden.

Variante B: Es erfolgt eine Flächenausscheidung, weil in vielen Fällen Lw-Betriebe in verschiedenen Gemeinden, Kantonen oder gar Staaten (für Kt. ZH Deutschland) Nutzflächen bewirtschaften.

Erwarten würde man natürlich Variante B, denn sonst kann man nicht herausfinden, ob die landwirtschaftlichen Flächen auf dem Gemeindegebiet im Zeitverlauf quantitativ zu- oder abnehmen.

Statistik Kanton Zürich antwortete auf meine Frage lediglich mit dem Hinweis: «Die landwirtschaftliche Nutzerfläche [sic!] (in ha) entspricht der tatsächlich landwirtschaftlich genutzten Fläche und wird im Rahmen der Landwirtschaftlichen Strukturerhebung erfasst», sowie dem Verweis auf das entsprechende BFS-Dokument.

Die eigentliche Frage, welche Variante denn nun die richtige sei (wenn überhaupt eine davon), konnten sie nicht beantworten, sondern verwiesen auf den tatsächlichen Lieferanten des Datensatzes, das Bundesamt für Statistik.

Es ist nicht die Fläche pro Gemeinde...

Telefonische Rückfrage beim BFS ergibt, dass Variante A zutrifft! Aus der Anzahl Hektaren pro Gemeinde (für Weiach 271 ha per Jahresende 2018) geteilt durch die Anzahl Betriebe (Weiach Ende 2018: 11 Betriebe) ergibt sich tatsächlich die durchschnittliche Anzahl Hektaren pro Betrieb (inkl. Flächen in anderen Gemeinden bzw. Kantonen, aber ohne Ausland): ca. 24.5 Hektar pro Betrieb, das ist mehr als doppelt so viel wie noch 1985 mit 11 Hektar pro Betrieb.

Indikator 267 gibt also nicht die wahre Fläche pro Gemeinde an, sondern die Fläche, welche die auf dem Gebiet der Gemeinde mit ihrem Hauptstandort gemeldeten Betriebe angegeben haben. Die müssen für diese Flächen auch nicht zwingend Direktzahlungen beziehen. Das BFS hat dafür eigene Kriterien, z.B. mind. 1 ha Fläche oder 300 Hühner sowie sieben weitere Grenzwerte (vgl. das oben verlinkte Dokument).

Wollte man die tatsächliche landwirtschaftliche Fläche auf der Gemeindefläche eruieren, dann müsste man die Arealstatistik zu Rate ziehen, die nach Aussagen meines BFS-Gesprächspartners jedoch nur stichprobenweise erhoben wird.

Man könnte es auch genauer haben.

Wenn man nun weiss, dass die im AGIS für die ganze Direktzahlungsbürokratie erfassten Flächen mehr als nur parzellenscharf und in jedem Fall mit der Standortgemeinde der Parzelle hinterlegt sind, dann müsste es ein Leichtes sein, diese Werte flächendeckend und sehr exakt für jede Gemeinde zu errechnen. Und das Jahr für Jahr.

Das geschieht aber nicht, weil die Arealstatistik nur für Raumplanungszwecke erfasst wird. Da reicht es aus, repräsentative Stichproben zu nehmen.

Verstehen Sie jetzt, warum die oben aufgeführten Hektar-Zahlen so stark schwanken? Je nachdem welcher Betrieb aus welcher Gemeinde welches Land pachtete bzw. tatsächlich bewirtschaftet, ändert halt auch der erfasste Wert.

Fazit: Caveat emptor und Anfrage beim BFS fast obligatorisch. Nicht nur für Indikator 267!

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