Johannes Frey (1538-1607; WPZ21 Nr. 29) war einer der vielen Pfarrer, die im 16. Jahrhundert die nicht sehr beliebte Pfarrstelle von Wyach aufs Auge gedrückt bekamen.
Da gab es nämlich kein Pfarrhaus. Bis zur Einrichtung eines minimalen Pfrundgutes samt Ankauf eines sehr bescheidenen Häuschens im Jahre 1591 musste der für Weiach zuständige Pfarrer zu Fuss von Zürich aus dorthin und wieder zurück. Denn diese Stelle war hundsmiserabel besoldet und es gab nur in Zürich halbwegs standesgemässe zusätzliche Verdienstmöglichkeiten (z.B. als Hilfslehrer).
Inschriftlich verewigt...
Für Frey war Wyach nicht wirklich ein Problem. Es war seine erste richtige Pfarrstelle. Bereits 1560 ordiniert, war dieser Karriereschritt 1562 auch an der Zeit. Weiach war dann das Sprungbrett zu besseren Verdienstmöglichkeiten – wie bei vielen anderen Jungpfarrern. Noch im selben Jahr erhielt er die Stelle eines Diakons in Kappel am Albis. Und am 15. März 1566 wählten ihn die Meilemer zu ihrem Pfarrer.
... und als guter Verseschmied
Im Historisch-biographischen Lexikon der Schweiz wird Frey als «guter Poet» bezeichnet (HBLS III S. 247 Nr. 19). Und damit war er laut Stelzer nicht der einzige seiner Zunft unter den Meilener Pfarrern. Die Goldküstengemeinde war sozusagen ein Pfarrschriftsteller-Anziehungspunkt:
«Die Pfarrer von 1547 bis 1693 waren mit Ausnahme von nur drei (1585 bis 1625) als Epigramm- und Liederdichter oder Schriftsteller bekannt.»
Es blieb ihm nicht erspart, dass er Frau und Kind zu Grabe tragen lassen musste (Stelzer S. 130/132):
«Johannes Frei, insignis poeta, schrieb im August des Pestjahres 1582 ins Totenbuch:
Filia Lyberi virgo Susanna ministri
In domino obdormit, spiritus astra petit,
Aeterna in coelis cum Christo hic gaudia captat
Rursus corpus suscitet ille suum
Tunc animus et corpus iuncta salute fruentur
Coelesti in patria perpetuoque simul.
Jungfrau Susanna Frey des Pfarrers / ehliche / Tochter
In dem Herrn entschlief und sternenwärts schwang sich ihr Geist
Ewger Wonnen genießend im Himmel mit dem Erlöser,
Der aus dem Grabe dereinst wird auferwecken den Leib;
Seele und Leib alsdann, sie werden gemeinsamen Heiles
Ewiglich sich erfreun im himmlischen Vaterlande.
Er dichtete auch deren Grabschrift und ein Lied auf seine an der Pest verstorbene Gattin.»
Wie alt seine Tochter zum Zeitpunkt ihres Todes war, ist mir nicht bekannt. Sie dürfte jedoch kaum erwachsen gewesen sein, oder sogar noch ein Kind. Denn vor 1562 konnte Frey von einer Familiengründung aus wirtschaftlichen Gründen vernünftigerweise nur träumen.
Quelle
- Stelzer, J.: Geschichte der Gemeinde Meilen. 1. Band: Von den Anfängen bis 1830. Verlag der Mittwochgesellschaft Meilen, 1934 – S. 129, 130 & 132 [https://doi.org/10.20384/zop-4721].
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen