Montag, 8. April 2024

Pfeil, Schachtel und Banane. Botschaft an die «classe politique»

Heute Montag ging in Bundesbern zwar keine Session über die Bühne der Staatsoper, es fand lediglich eine Sitzung der Staatspolitischen Kommission des Ständerats (SPK-S) statt. [N.B.: Beide Zürcher Ständeräte gehören dieser Kommission an.]

Die dort zur Diskussion stehenden Geschäfte 23.473 bis 23.475 haben allerdings bereits im Vorfeld mediale Wellen geschlagen, so im rechtskonservativen Nebelspalter, der eine weitere Transition in Richtung Berufsparlament moniert.

In der Folge hat heute in aller Herrgottsfrühe selbst die Pendlerpostille 20 Minuten den Ball aufgenommen und titelt «Brisante Vorstösse: Heute will sich das Parlament den Lohn erhöhen». 

Mit durchschlagendem Erfolg. Um 20 Uhr war die Kommentarfunktion bereits wieder geschlossen, 341 separate Einträge innert wenig mehr als einem halben Tag! Wer sie durchsieht, erkennt ohne Lupe: Das Thema erhitzt die Gemüter. Für manche wurde besagte Kommissionssitzung zum Anlass für eine Protestaktion der besonderen Art.

Stumm platziert, aber unmissverständliche Symbolik
 
Man konnte sie leicht übersehen, heute Nachmittag auf dem Bundesplatz in Bern: Eine vor dem Rezyklieren zweitverwendete Kartonschachtel, per Pfeil befestigt in einer abgesplitterten Mörtelfuge zwischen vier Steinplatten. 

Platziert wurde sie dort von zwei eigens per SBB angereisten jungen Weiachern, die definitiv nicht zur Kategorie Wutrentner gehören. Vom Verdacht einer SVP-Affinität sind die mindestens so weit entfernt wie die deutschen Grünen vom Wiedereinstieg in die Kernkraft.


Diese Vorbemerkung ist nötig, wenn wir uns hier nun den Text auf besagtem Karton zu Gemüte führen: «Liebe ReGIERung, bitte bedenke heute, WARUM Erstaugustfeuer brennen!». Kombiniert mit dem Pfeil und dem Bild einer Burg im Vollbrand.

Spesenbananen als Kartonbeschwerer

In der Hinterhand hat der Karton noch zwei besondere Botschafter: Bananen. Genauer gesagt: Spesen-Bananen, eine Anspielung auf die Selbstbedienungsmentalität eines Berner Regierungsrats, die Mitte Januar diesen Jahres vom Tages-Anzeiger zum Bananengate ernannt und in den Rang der grössten helvetischen Skandale aller Zeiten erhoben wurde.

Die Spesen-Banane

Bananen im Hinterhalt

Auf dem von der Grabkerze beschwerten Zettel steht: «Für die, die sich wundern, was wir hier machen: das Parlament plant heute sich selbst eine Gehaltserhöhung zu schenken, u.A. auf Kosten 1'000'000 Schweizer*innen, die in Armut leben. Das ist nicht schweigend tolerierbar!!»

Burgenbruch? Wilhelm Tells Geschoss?

Ist das ein Aufruf zum Krawall? Die Initiantin dieser Kunstinstallation sieht das auf Nachfrage von WeiachBlog anders:

«Ich weise lediglich auf eine historische Tradition hin. Wir wollen ja alle nicht, dass sich die Geschichte wiederholen muss, nicht wahr!

Wir werden nicht einmal die Kerze entzünden, die ist nur Symbol. Es geht nicht ums Ärger machen, sondern um der Obrigkeit so höflich wie nur möglich den Mittelfinger zu präsentieren

Und nach erfolgreich beendeter Aktion erhielt WeiachBlog noch diese Rückmeldung: 

«Die müssen da Geld sch....n, so viele Massanzüge liefen da in 2 Stunden rum...»  

Nun, was soll man in dieser Umgebung und direkt vor der Nationalbank auch anderes erwarten?

Fazit

Was den Mächtigen in diesem Land schon einigermassen zu denken geben sollte, ist dies: Von unten betrachtet herrscht nach Meinung der working class offenbar ein mit Selbstbedienungsmentalität gesegneter gouvernemental-parlamentarisch-lobbyistischer Komplex, bei dem eine Gewaltenteilung nicht wirklich erkennbar ist. Nur so ist die Anspielung auf die Zeit der verhassten Landvögte zu verstehen. Das Ancien Régime führte ja bekanntlich auch aus einer Hand. Ständeräte, die ihr im Majorzverfahren gewählt werdet und daher dem Volk besonders nah sein müsst: Höret die Signale!

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