Sonntag, 31. Dezember 2006

Schluss mit Hausgeburten - tempi passati?

Gebären zuhause. Das war in unserer Gegend über Jahrhunderte der Normalfall. Im besten Fall standen der Gebärenden eine Hebamme oder erfahrene Frauen aus der Nachbarschaft zur Seite.

Auf jeden Fall war da kein Spital und keine moderne Apparatemedizin. Die meisten der vor den 40er-Jahren Geborenen sahen den Spital - wenn überhaupt - erst nach der Geburt.

Vor 50 Jahren: Keine einzige Hausgeburt mehr

«Erstmals hat keine einzige der Frauen dies Jahr im eigenen Heim geboren, sondern alle in Spitälern, meist Bülach. Dies wohl darum, weil die zuständige Hebamme in Niederglatt, also ziemlich weit weg wohnt. Es wird wohl in Zukunft so bleiben», orakelte Walter Zollinger in seiner Jahreschronik 1956.

«Das Zivilstandsregister verzeichnet pro 1956 für Weiach: 21 Geburten», vermerkt Zollinger an anderer Stelle. Und all diese Frauen gingen zum Gebären ins Spital! Die Hausgeburt war sozusagen klinisch tot.

Heute: Renaissance spitalexterner Geburten

«Was einst normal und fest in Frauenhand war, ist heute Ausnahmefall und gehört in die medizinische Abteilung. Für mich war es deshalb auch nicht erstaunlich, dass meine Mutter Zeter und Mordio schrie, als sie von den Hausgeburtsplänen hörte, meine Grossmutter aber nicht mit der Wimper zuckte. Es ist eine Generationenfrage, und ich gehöre gerne zu denen, die für einen erneuten Wechsel pfaden», schrieb die Journalistin Suzanne Zahnd vor einigen Jahren im NZZ Folio.

Heute ist es wieder modern geworden, sein Kind zuhause zur Welt zu bringen. Nur bei wenigen Prozent der Geburten zwar, aber immerhin. Die Statistik der freipraktizierenden Hebammen Sektion Zentralschweiz und Schwyz (vgl. Link in den Quellen) gibt jedenfalls spannende Einblicke. Oder hätten Sie gedacht, dass im Kanton Nidwalden fast 20% aller Geburten spitalextern stattfinden?

In Zukunft dürfte der Trend auch noch aus einem anderen Grund in Richtung Hausgeburt gehen. Krankenkassen weigern sich offenbar zunehmend, die hohen Kosten der Spitäler zu bezahlen, wenn der natürliche Vorgang des Gebärens in einem Geburtshaus oder mit einer Hebamme auch kostengünstiger von statten gegangen wäre.

Quellen

Samstag, 30. Dezember 2006

Dezemberwetter 1956

Heute morgen konnte man noch den Rauhreif an den Gräsern bewundern. Und einen halben Tag später, kurz vor Mitternacht? Stürmisches Westwindwetter. Die Temperatur liegt einiges über Null.

Von Schnee kann keine Rede sein. Jetzt nicht und an Weihnachten auch nicht. Das war vor 50 Jahren ganz anders. Damals gab's noch «Weisse Weihnachten».

Doch lesen Sie selber, was Walter Zollinger aus seinen täglichen Wetteraufzeichnungen in die Jahreschronik 1956 hat einfliessen lassen:

«Endlich Dezember, Christmonat! Er beginnt mit drei ziemlich kalten, aber doch sonnigen Tagen (-5°C); dann folgen bis und mit 16.12. milde, aber meist trübe, z.T. leicht regnerische Tage, nur fünfmal ist "sonniger Nachmittag" notiert. Mehrmals steigen die Nachmittagstemperaturen auf +8°, +10° und +11° hinauf. Der 17.12. brachte nun aber einen starken Reif, der sich am 18. und 19. wiederholte. Da die Nachmittage dann sonnig oder milde-neblig waren, bildete sich eine für den Strassenverkehr und die Bahnen gefährliche Situation. (z.T. Zugsverspätungen auf unserer Rheintallinie bis zu 20 Minuten!). Nun folgen Tage mit Nebel und Rauhreif am Vormittag, kurzen Sonnenblicken am Nachmittag. In den Nächten vom 22./23./24. Dezember gabs etwas Schnee, je ca. 3 cm, damit also eine "weisse Weihnacht". Da der 24. und 25.12. ziemlich kalt blieben (-4°, -7°), am 2. Weihnachtstag sogar über Mittag und bis in den frühen Nachmittag hinein neuerdings Schnee fiel, überzog nun eine herrlichweisse Decke Boden und Dächer. Das Monatsende hält sich beständig unterhalb 0° und bringt am 29. nochmals etwas Schnee. Daneben zeichnet sich das Jahresende durch eine anhaltende Hochnebeldecke aus. Die Kinder aber freuen sich, dass sie die kurzen Weihnachts- und Neujahrsferien wieder einmal mit Schlitten- und Skifahren verbringen dürfen!»

Bereits im WeiachBlog erschienene Wetterartikel

Weiacher Wetter im Jahre 1955 (28. Dezember 2005)
Januarwetter 1956 (14. Januar 2006)
Februarwetter 1956 (12. Februar 2006)
Märzwetter 1956 (6. März 2006)
Aprilwetter 1956 (13. April 2006)
Maiwetter 1956 (9. Mai 2006)
Juniwetter 1956 (12. Juni 2006)
Juliwetter 1956 (13. Juli 2006)
Augustwetter 1956 (22. August 2006)
Septemberwetter 1956 (20. September 2006)
Oktoberwetter 1956 (21. Oktober 2006)
Novemberwetter 1956 (21. November 2006)

Quelle
  • Zollinger, W.: Gemeinde Weiach. Chronik des Jahres 1956 – S. 5 (Original in der Zentralbibliothek Zürich, Handschriftenabteilung, Signatur: G-Ch Weiach 1956)

Freitag, 29. Dezember 2006

Weiacher Primarschüler vom Journalismus elektrisiert

Eine Zeitungsseite machen. Eine, die dann auch von den Grossen gelesen wird. Die vieltausendfach gedruckt im Unterland in die Briefkästen flattert. Die dann auch ebenso farbig im Internet abrufbar ist. Kein Wunder waren die an der zweiten Auflage des Projekts «Zeitung in der Schule» beteiligten Primarschüler Feuer und Flamme.

Auch die 5. Klasse im Primarschulhaus Hofwies erhielt diese Gelegenheit. Das Resultat kann man im Zürcher Unterländer vom 22. Dezember 2006 sehen:


Dort findet man auch das folgende Selbstporträt:

«Wir sind zwischen zehn und zwölf Jahre alt. Es sind acht Mädchen und drei Jungs in unserer Klasse. Simone Kramer, unsere Lehrerin, gehört natürlich auch dazu. Wir sind ausgerüstet mit allem, was man für einen Zeitungsartikel braucht. Das heisst: Fotokamera, Schreibzeug, Notizzettel, Presseausweis und viele Fragen. Damit haben wir uns auf Gian Trionfini vom EKZ gestürzt. In einer Strassenumfrage haben wir herausgefunden, dass die Leute in Weiach Sonnenkraftwerke und Wasserkraftwerke gut und umweltfreundlich finden und einen Abend ohne Strom mit Kerzen verbringen würden. Wir mussten hart arbeiten für den Zeitungsbericht. Dafür sind wir stolz darauf.»

Ziel erreicht. Aber warum wurden gerade die Elektrizitätswerke des Kantons Zürich (EKZ) zum Thema? Einer der Gründe: die Unternehmung ist einer der Sponsoren des Projekts «Zeitung in der Schule». Und einen lokalen Bezug gibt es auch: Die EKZ sind der Hauptlieferant der Elektrizitäts-Genossenschaft Weiach, die zwar über keine eigenen Kraftwerke verfügt, jedoch im Besitz der örtlichen Übertragungsnetze ist.

Deshalb richtete sich das Interesse der Schülerinnen und Schülern vor allem auf den Ansprechpartner aus Fleisch und Blut und die Berichterstattung über die Kraftwerke in der nächsten (zürcherischen) Nachbarschaft. Der Schülereifer schlug sich in den Titeln «Energie steckt überall drin» und «Wo entsteht Strom?» nieder. Aus letzterem stammt das nachstehende Zitat:

«Das Kraftwerk Burenwisen in Glattfelden läuft schon lange nicht mehr, weil die Glatt umgeleitet wurde. Um 1919 wurde das Kraftwerk in Eglisau gebaut. 1920 waren die Maschinen dort betriebsfähig. Das Wasserkraftwerk in Eglisau deckt 0,6 Prozent der Schweiz mit Strom ab. Die sieben Generatoren bringen zusammen eine Leistung von 23 Megawatt. Das ist etwa ein Hundertstel eines Kernkraftwerks. Strom wird aber auch durch Wind und Sonne hergestellt, das heisst durch Windrad oder Solarzellen. Strom ist im Alltag sehr wichtig, weil fast jedes Haushaltgerät mit Strom betrieben wird.»

Quelle
  • Zeitung in der Schule. Beiträge der 5. Klasse, Weiach. In: Zürcher Unterländer, 22. Dezember 2006 - S. 3.

Mittwoch, 27. Dezember 2006

Stumme Krippenfiguren in Lebensgrösse

Zuerst lag da vor der Liegenschaft Brüngger an der Chälenstrasse 19 nur eine Plastikkuh. Ganz einsam vor einem leeren Holzhüttchen. Was die da zu suchen hat?

Seit dem Heiligabend wissen wir es. In einem Marktstand aus Holz sind drei ebensolche Figuren versammelt - in und um eine Krippe aus rohen Tannenstämmchen. Unschwer zu erkennen, wer dargestellt werden soll: die Heilige Familie natürlich.


Die liegende Kuh (hier nicht im Bild, meine kleine Digital-Kamera war am Weihnachtstagmorgen um 6 Uhr noch nicht zu lichtstarken Grosstaten aufgelegt) war ursprünglich eine hellblau-weisse - eine echte Zürcher Kuh aus Polyester, wie sie mit vielen Dutzend anderen vor Jahren einen Sommer lang die Zürcher Innenstadt verschönerte (oder verschandelte, aber über Geschmack lässt sich ja bekanntlich nicht streiten).

Auf Anfrage von WeiachBlog verriet Karin Brüngger, die Plastik-Kuh sei umgespritzt worden, da die originale Farbkombination für eine Christnacht-Kuh etwas zu schräg dahergekommen wäre.

Zu besichtigen ist die Freiluftkrippe noch bis zum 6. Januar - dann werden die Adventsfenster und andere Installationen wieder eingemottet.

Sonntag, 24. Dezember 2006

Wie man eine Hausgeschichte schreibt

«Wie alt ist ein Haus? Wann wurde es gebaut? Wem gehörte es in früherer Zeit?»

Diese Fragen stellt sich früher oder später mancher, der nicht gerade in einem selbst gebauten Haus wohnt.

Ein ganz spezielles Weihnachtsgeschenk für Besitzer und Bewohner älterer Häuser wollte ich Euch nicht vorenthalten. Unter das Bäumchen gelegt hat es Hans Ulrich Pfister vom Staatsarchiv des Kantons Zürich.

Es handelt sich um eine Handreichung, einen Wegweiser, ein Hilfsmittel zur Erstellung von «Hausgeschichten»:

«Im Staatsarchiv Zürich liegen die Archivquellen, mit denen die ältere Geschichte von Häusern und Liegenschaften im Kanton Zürich erforscht werden kann. Ein Wegweiser zu diesen Quellen will Interessierten den Zugang erleichtern und zur Hausforschung einladen.»

Wer jetzt allerdings gleich ins Staatsarchiv will, der muss sich noch bis Dienstag, 9. Januar 2007 gedulden. Wie die übrige Kantonsverwaltung, so ist auch das Staatsarchiv über Weihnachten und Neujahr geschlossen.

Informationen wie die Brandassekuranznummer kann Ihnen für Weiach allerdings auch der Autor dieses Blogs vermitteln. E-Mail mit der Angabe der heutigen Adresse genügt.

Weiterführende Literatur

Mittwoch, 20. Dezember 2006

Adventszeit in den 50er-Jahren

Wie war das damals in unserem Dorf? Geruhsamer? Weniger Vorweihnachtsstress? Leider lassen sich solche Fragen mit dem von Walter Zollinger hinterlassenen schriftlichen Quellenmaterial nicht beantworten. Und mit dem Befragen von Zeitzeugen (oral history) ist das ja so eine Sache. Denn im Nachhinein wird manches positiver bewertet als in der jeweiligen Gegenwart.

Im Winter ist mehr Zeit für kulturelle Anlässe

Beschränken wir uns also auf die Jahreschroniken Zollingers. Blättern ein bisschen darin. Im ältesten Band über das Jahr 1952 steht unter dem Titel «Kirchliches Leben»:

«Von jeher waren Pfarramt und Kirchenpflege bestrebt, das kirchl. Leben durch religiöse, oft auch kulturelle Anlässe zu bereichern und zu vertiefen, dies vor allem in den für unsere Bauern etwas stillern, von Arbeit weniger überfüllten Wintermonaten November bis März. - So werden z.B. den Winter über jeden Dienstagabend in Weiach, jeden Freitagabend in Kaiserstuhl Bibelstunden gehalten; 1952 wurde dabei versucht, das Johannesevangelium auszulegen. Die Besucherzahl schwankt zwischen 15 bis 25 Personen, woran die Männer leider nur sehr bescheiden Anteil nehmen.»

Männer und religiöse Einkehr geht schlecht zusammen. Die hielten nach dem Melken und Holzen wohl lieber in den Wirtschaften Einkehr. Auch andere Kultur-Fragen dürften sie wohl in der Tendenz ebenfalls ihren Frauen überlassen haben:

«Auch eine bauernkulturelle Gruppe versammelt sich, unter Leitung der Pfarrfamilie, jeden 2. Sonntag pro Monat (Nov.- März) im Schulhaus. Das Thema dieses Winters war dem "Feierabend und Sonntag im Bauernhaus" gewidmet.»

Mütterabend, Männerabend und eine wiederholte Weihnachtsfeier

«Ausser diesen periodisch sich wiederholenden Zusammenkünften fanden 1952 noch folgende weitern kirchl. Anlässe statt:» (hier sind nur die in die Adventszeit fallenden aufgeführt)

«am 30. Nov. Mütterabend im Schulhaus; Frau Böll-Bächi Zürich redet über "Advent im Bauernhaus"»

«am 6. Dez. Männerabend im Rest. "Bahnhof"; Herr Pfr. Keller in Stammheim spricht über "Echte Männlichkeit"»

Man beachte die Lokale. Das Schulhaus für die Frauen. Die Beiz für die Männer. Das passt. Die Frage was echte Männer ausmacht, ist offensichtlich ein zeitloses Thema. Was der Pfarrer aus dem Weinland da wohl erzählt hat?

Und unweigerlich rückt auch Weihnachten näher: «am 21. Dez. Von Kirchenchor, Männerchor, Schülerchor und dem Pfarramt wird eine Adventfeier in der Kirche durchgeführt. Die Schüler der Sonntagsschule und des Hoffnungsbundes erfreuen sich an den alljährlichen Weihnachtsfeiern, an denen sie jeweilen den zahlreich erscheinenden Eltern Krippenspiele oder dergl. aufführen dürfen. Für Kaiserstuhl fand diese Feier am 21., für die Weiacher am 26. Dezember statt.»

Ungarnhilfe und Schulsylvester

Für das Jahr 1956 findet man für die Adventszeit unter dem Titel Primarschule die folgenden Einträge: «12. Novbr.: Obst- und Kartoffelsammlung f. d. Ungarhilfe.» sowie «1. Dezbr.: auch an der Weihnachtsaktion f. d. Ungarkinder (Kerzli u. Schokolade) beteiligten wir uns.» (vgl. dazu den WeiachBlog-Artikel Erinnerung an die Ungarnhilfe 1956 vom 13. Dezember 2006).

«22. Dezbr.: der alljährliche Schulsylvester.» Ein Brauch, den es heute leider vielerorts nicht mehr in der alten Form gibt, weil entweder der Vandalismus aus dem Ruder gelaufen ist, oder die Toleranzschwelle der Erwachsenen tiefer liegt als früher.

Quelle

  • Zollinger, W.: Gemeinde Weiach. Chronik des Jahres 1952. Handschriftenabteilung der Zentralbibliothek Zürich. Signatur: G-Ch Weiach 1952 - S. 7-9.
  • Zollinger, W.: Gemeinde Weiach. Chronik des Jahres 1956. Handschriftenabteilung der Zentralbibliothek Zürich. Signatur: G-Ch Weiach 1956 - S. 11.

Montag, 18. Dezember 2006

«Es sind ja fast nur Behördenmitglieder da»

Politische Gemeinde, Primarschulgemeinde und Evangelisch-reformierte Kirchgemeinde Weiach. In dieser Reihenfolge fanden vor einer Woche die Weiacher Budgetgemeinden statt. In traditionsgemässer Abfolge wie aufgelistet und wie immer in der Adventszeit - heuer am 11. Dezember 2006.

«Es sind ja fast nur Behördenmitglieder da». Mit diesen Worten eröffnete der Gemeindepräsident, Gregor Trachsel, kurz nach 20 Uhr die Veranstaltung im Gemeindesaal unter der Turnhalle. Er verzichtete daher auf eine Vorstellung der Mitglieder des Gemeinderats. Und in der Tat war man «en famille»: gerade einmal 30 Stimmberechtigte wurden gezählt, Gemeinderat inklusive.

Tages-Anzeiger glänzte mit Abwesenheit

Die Zürcher Landzeitung, der noch junge Verbund von Zürcher Unterländer und Neuem Bülacher Tagblatt, war trotz allem mit einem Vertreter vor Ort. Auf die Frage, ob Nichtstimmberechtigte im Saal seien, hob ZU-Redaktor Florian Riesen brav die Hand.

Die Regionalredaktion Unterland des Tages-Anzeigers demonstrierte dagegen Desinteresse und hielt es nicht für nötig, sich in Weiach auch nur zu zeigen. Ein weiterer Hinweis darauf, dass es dem Tages-Anzeiger primär um den Umsatz, und weniger um die Region selber geht. Immerhin wird der WeiachBlog mehr oder weniger regelmässig abgegrast.

Doch kommen wir zu den eigentlichen Geschäften des Abends, den Budgets.

In den Budgetgemeinden geht es um den Voranschlag des folgenden Jahres. Meist ist das eine Formsache. Der Grund ist ein ganz einfacher und hängt eng zusammen mit dem Desinteresse der grossen Mehrheit der Stimmberechtigten: Der Spielraum der Gemeinden wird nämlich immer kleiner. Nur noch wenige Budgetposten können überhaupt in eigener Kompetenz bewilligt werden. Über den grossen Rest bestimmt der Kanton - zum Teil bis ins kleinste Detail hinein.

Ziel: Keine Steuererhöhung

Wie ein roter Faden zieht sich diese Maxime quer durch die drei Gemeinden. Die politische Gemeinde präsentierte ein Balkendiagramm welches die Entwicklung über die letzten zehn Jahre zeigt. Sie ist im wesentlichen ausgeglichen. Festzustellen ist aber schon seit längerer Zeit ein hoher Aufwandüberschuss. Deshalb gelte die Maxime: «Inveschtizione schträhle, wo’s nu gaat», sagte Gemeindepräsident Trachsel. Man will den Steuerzahler möglichst nicht vergraulen.

Anschluss ans LeuNet

Dennoch sind einige Investitionen unumgänglich. So muss beispielsweise die EDV der Gemeinde ans so genannte «LEUnet» des Kantons angeschlossen werden. Grund für diese Auslagerung auf einen externen Server sei die zunehmende Zentralisierung von Funktionen der Einwohnerkontrolle, der Militärverwaltung und der Verarbeitung der Steuererklärungen. Sie alle verlangten neue Programme, die auf den bestehenden Rechnern nicht mehr installiert werden können. Der Vorteil sei immerhin, dass ein grosser Teil der Infrastruktur eingespart und der EDV-Raum im Parterre des Gemeindehauses zu einem weiteren Besprechungsraum umfunktioniert werden könne. Kostenpunkt: 80'000 Franken.

Als weitere Kosten für nächstes Jahr sind die Verfahrenskosten des Quartierplans See-Winkel mit 17'000 Franken veranschlagt. Die eigentliche Erschliessung des Gebiets See-Winkel ist für 2009 vorgesehen und soll mit 250'000 Franken zu Buche schlagen.

Das Ortsmuseum erhält ein neues Dach

Im nächsten Jahr unumgänglich sei die Sanierung des Daches des Ortsmuseums am Müliweg 1. Neue Balkenlagen und Sparrenlagen sind vorgesehen, zu Gesamtkosten von 75'000 Franken. Nur so ist sichergestellt, dass es nicht mehr in die elektrischen Installationen hineinregnet - was vor einigen Monaten gleich zweimal in einer Nacht zu einem Feueralarm führte (WeiachBlog berichtete am 5. Februar: Brandmelder entdeckt Dachschaden). Für die Erneuerung des Spielplatzes sind 40'000 Franken vorgesehen.

Entschleunigung auf der Stadlerstrasse nimmt Formen an

Für die Projektierung der Verkehrsberuhigung auf der Stadlerstrasse sind 80'000 Franken vorgesehen. Präsident Trachsel hängte an der Stirnwand des Saals eine grosse, farbig gedruckte Planrolle auf. Sie sei soeben eingetroffen und daher noch nicht mit den Beteiligten (insbesondere der Schulpflege) besprochen worden.

Ins Auge sticht darauf beispielsweise die neue Diagonalverbindung vom Gemeindehaus zum Schulhaus-Komplex - quer über die Strasse. Diese soll überdies durch eine 2.5 m lange Mittelinsel geteilt werden. Das Ziel ist, die Autos hinter dem anhaltenden Bus warten zu lassen. Die Intention ist ganz deutlich: man will einen direkten Bezug der Spielplatz-Wiese (zwischen Gemeindehaus und Baumgartner-Jucker-Haus) zum Schulhausareal herstellen.

Weitere Bauvorhaben: Belag erneuern und Kanalnetz sanieren

Das ist aber noch nicht alles. Über die nächsten Jahre wird im Gebiet Winkelstrasse-Büelstrasse-Oberdorfstrasse eine Belagserneuerung fällig. Sie soll 2008 ausgeführt werden und 20'000 Franken kosten. Im darauffolgenden Jahr ist die Strassenbeleuchtung im Quartier See-Winkel vorgesehen - für 120'000 Franken. Die neu zu erstellende Kanalisation im selben Gebiet soll 30'000 Franken kosten.

Ein grosser Brocken wird in Tranchen unterteilt: die Sanierung des Kanalisationsnetzes wird in den Jahren 2007 bis 2010 jedes Jahr mit 50'000 Franken alimentiert. Auch der Anschluss an die ARA Hohentengen will finanziert sein: das kostet bis 2010 jährlich 90'000 Franken, der Kantonsbeitrag von 2000 Franken pro Jahr fällt da kaum ins Gewicht. Eine wirksame Entlastung bringen die von den Grundeigentümern zu berappenden Anschlussgebühren im Gebiet See-Winkel. Sie sollen sich auf 60'000, dann zwei Jahre 40'000 und noch einmal 4000 Franken belaufen. Der Generelle Entwässerungsplan schlägt mit 24'000 Franken zu Buche, abzüglich 8000 Franken Bundes- und 1000 Franken Staatsbeitrag.

Wasserversorgung: Quellfassung Brunngasse sanieren

Ähnliches ist bei den Wasseranschlussgebühren des Quartierplangebiets budgetiert: 48'000 und dreimal 40'000 Franken über die Jahre 2007-2010.

Das wichtigste Vorhaben für 2007 ist jedoch die Sanierung der Quellfassung Brunngasse. Sie soll 90'000 Franken kosten (nach Angaben des Gemeindepräsidenten «wahrscheinlich weniger») . Der Generelle Wasserversorgungsplan (GWP) wird erst 2008 spruchreif - mit Kosten von 10'000 Franken.

Ebenfalls 2008 werden für die Gemeinde Kosten von 50'000 Franken aus dem Quartierplan Bedmen erwachsen, da die politische Gemeinde dort ein Stück Land besitzt.

Schliesslich sind noch der Sicherheitszweckverband Glattfelden-Stadel-Weiach mit 2007 vorgesehenen 10'000 und 2008 zu budgetierenden 20'000 Franken zu nennen. Ein signifikanter Budgetposten ist ausserdem das Spital Bülach mit einem Gemeindeanteil von 77'000 Franken für 2007, 45'000 für 2008, 33'000 für 2009 und noch 11'000 für 2010.

Wo es mehr und wo es weniger kostet

Interessant sind die Abweichungen zum Voranschlag 2006. Auf der Aufwandseite sind dies:

  • Mehr EDV-Kosten: +22'000 Franken (RZ-Anschluss ans LEUnet; Investitionen viel tiefer als wenn man eine eigene Anlage kaufen würde).
  • Sockelbeiträge Spitäler: (für jeden Spitaltag eines Einwohners der Gemeinde) +60'000 Franken !!
  • Sozialhilfe: +69'000 Franken (die Anzahl der Fälle hat zugenommen).

Soziales schlägt sich denn auch mit 15%, Behörden und Verwaltung mit 20% im Aufwand nieder. Auf der Ertragsseite gibt es Erfreulicheres:

  • Gewinnausschüttung ZKB: +40'000 Franken (es wird ein gutes Ergebnis erwartet, was bei 20 Milliarden Boni für die Kader einer einzigen Grossbank auch nicht verwundert)
Die Liegenschaftengebühren machen 13% aus. Finanzen und Steuern hingegen mehr als die Hälfte: 56%.

Aufwandüberschuss - und warum die Steuern nicht erhöht werden mussten

Im Budget 2007 ist der Aufwandüberschuss mit Abschreibungen auf 494'450 Franken voranschlagt. Bei Abschreibungen von 444'500 Franken ist der eigentliche Überschuss also lediglich ca. 49'000 Franken. Dieses Defizit darf nicht höher sein als 3 Steuerprozente. Werden sie überschritten, müssen die Steuern zwingend erhöht werden. Der Kanton verhindert mit dieser Vorschrift zu grosse Entnahmen aus dem Eigenkapital. Eine Gemeinde soll nicht plötzlich mittellos dastehen, weil sie sich zu Tode gespart hat.

Der Haken an der Sache ist die Bewertung der Liegenschaften. Eine Gemeinde mit viel Land kann alle 10 Jahre, wenn jeweils eine Neubewertung erfolgt, beträchtliche Buchgewinne erzielen. Allein für Weiach kommt auf diese Weise 1 Million Franken an Anlagevermögen hinzu (das Industrieland des Kieswerks musste aufgrund des Baurechtszinses höher bewertet werden). Bleibt zu hoffen, dass ein drastischer Preiszerfall des Bodens nicht auch gleich die Gemeinden in den Ruin treibt.

Für 2007 ist der Steuerfuss der politischen Gemeinde auf 18% festgesetzt, was 432'000 Franken abwirft. Der Rest des Aufwandüberschusses wird durch Eigenkapitalentnahme gedeckt. Weiter teilte der Gemeindeschreiber mit, die 79% Eigenfinanzierungsgrad seien kein schlechtes Resultat, räumte aber ein, die Gemeinde werde dadurch schleichend ärmer, weil die Substanz abnehme.

Ärgernisse 1 und 2 des Abends: Katzengeschäfte und Autowracks

Die Traktanden 2 und 3 waren schon im Vorfeld zurückgezogen worden. Anschliessend an die Annahme des Budgets ging man daher direkt zur Allgemeinen Umfrage über. Schriftliche Eingaben waren keine erfolgt. Dafür wurden direkt Fragen gestellt:
  • Der bekieste Übergang vom alten zum neuen Friedhofsteil befriedigt nicht, denn dort erledigten die Katzen ihr Geschäft. Könnte man dieses Kies nicht verringern?
    Gemeindepräsident Trachsel erklärte, er habe das auch festgestellt, das sei aber ein nicht ganz einfaches Problem. Pflästerung wie im alten Friedhofsteil habe finanziell nicht dringelegen. Zu groben Schotter hätte man man auch nicht gewollt. Fazit: Man könne nichts anderes machen, bis man eine bessere Lösung finde. Wie die allerdings aussehen soll, blieb offen.
  • Als nächstes wurde das nach wie vor trostlose Aussehen des neuen Friedhofsteils thematisiert. Trachsel sagte, die Bäume würden nun ordentlich wachsen. Ausserdem seien Pfingstrosen in der Wiese gesetzt worden. Im übrigen sei das halt so mit Neuanlagen von Friedhöfen - das seien einfach nur Wiesen, wenn man nicht für teures Geld einen Park daraus mache wie in der Stadt. Gemeinderat Boris Macullo fügte hinzu, nächstes Jahr werde die Pflege intensiviert. Es solle dann zwar nicht mehr Begrünung geben, die vorhandene werde aber anders gepflegt.
  • Die nächste Beschwerde aus der Runde betraf das Abstellen von defekten Autos und Autowracks auf dem Parkplatz des Restaurants Bahnhof.
    Dem Gemeindepräsidenten ist dieser unschöne Zustand sehr wohl bewusst. Es brauche aber «einen härteren Tatbestand, dass wir etwas in den Händen haben». Sonst könne man gegen die dafür Verantwortlichen nicht mit der nötigen Schärfe vorgehen.

Ärgernis 3: Wieder einmal die Cablecom

Schliesslich wurde noch das leidige Thema Cablecom angeschnitten. «Kannst Du dazu etwas sagen?», wurde der Gemeindepräsident gefragt. Die Antwort liess an Deutlichkeit nicht zu wünschen übrig: «Die Cablecom ist Meister in der Hinhaltetaktik. Wir haben zwar einen Brief bekommen, aber gemacht wurde nichts. Sie gehen nur dorthin, wo es viele Abonnenten hat und wo sie viel herausholen können. Wir haben versucht Druck zu machen. Sie kamen um zu erklären, wie arm sie seien und schlussendlich kam heraus, dass die Gemeinde 100'000 Franken in die Hand nehmen müsste. Dann käme das digitale Fernsehen etwas früher, sagten sie». Doch bis 2010 müssten sie den Ausbau ohnehin bewerkstelligen, denn dann werde es nur noch Digitalfernsehen geben.

Was die Swisscom anbelange, liege der Fall etwas anders: Dort hänge es an der zu schwachen Zentrale in Stadel. Die Leitungen seien schnell ausgewechselt oder schon ausreichend für die gewünschten Datendienste, sagte Trachsel.

In Rekordzeit abgehandelt: das Budget der Primarschulgemeinde

Die folgende Schulbudgetgemeinde war schnell vorbei. Rainer Hüssy konnte ebenfalls lediglich 30 Stimmberechtigte begrüssen, sich selber und die Mitglieder der Schulpflege inklusive.

Das Verlesen des Budgets war leider eine ziemlich lustlose Folienübung - viel zu kurz gezeigt und noch knapper kommentiert. So macht es keinen Spass. Wer die Unterlagen nicht schon im stillen Kämmerlein en détail studiert hatte, der blieb ob des hohen Tempos auf der Strecke.

Trotzdem seien hier einige Eckdaten gegeben. Beim Aufwand ist vor allem die Sonderschulung zu nennen. Sie allein verschlingt nach Voranschlag 200'000 Franken - Tendenz steigend!

Beim Ertrag fällt auf: 88% stammen aus Steuern und Kapitaldienst. Um den Steuerfuss konstant zu halten, wurden im Jahr 2007 überhaupt keine Investitionen vorgesehen.
2008 oder im Jahr darauf werde dann aber der Rote Platz fällig. Dieser grosse Brocken von 100'000 Franken liegt der Schulpflege ziemlich auf dem Magen. Zumal die Nutzung dieses Hartplatzes nur klein sei, meinte der Präsident der Schulpflege auf Nachfrage.

Der Beibehaltung des Steuerfusses auf dem Niveau von 46% wurde seitens der Versammlung denn auch kommentarlos zugestimmt. Das hängt einerseits damit zusammen, dass die Steuersätze der letzten zehn Jahre sich im Schnitt auf 47.6% belaufen. Andererseits (und vor allem) aber damit, dass ca. 90% der Ausgaben von der Schulpflege gar nicht beeinflusst werden können. Der grösste Ausgabeposten, die Personalkosten, wird nämlich vom Kanton vorgegeben. Fragt sich nur, weshalb dann die Lehrerlöhne nicht gleich direkt aus Kantonsmitteln finanziert werden.

Es geht sogar noch kürzer: Evangelisch-reformierte Kirchgemeinde im Schnellverfahren

Kurz vor 21 Uhr verliessen die Katholiken und einige Gemeindebedienstete den Saal. Immerhin 20 Stimmberechtigte wurden für die letzte Budgetgemeinde des Abends noch gezählt - wieder inklusive der Kirchenpflege selber, versteht sich.

Zum Voranschlag äusserte sich die Pflege überhaupt nicht. Das könne man alles in den Unterlagen nachlesen. Auf S. 33-34 würden die wesentlichsten Abweichungen festgehalten. Das war den Anwesenden offenbar Auskunft genug. Der Voranschlag 2007 wurde bei unverändertem Steuerfuss kommentarlos genehmigt.

In der Allgemeinen Umfrage wurde mitgeteilt, dass von einer Durchführung der Kirchgemeindeversammlung am Sonntag nach dem Gottesdienst Abstand genommen werde. Die Budgetgemeinden sollten alle am selben Abend stattfinden. Man überlege sich nun, künftig die Reihenfolge der Versammlungen situativ zu ändern, also beispielsweise die Kirchgemeinde als erste, dann die politische und schliesslich die Primarschulgemeinde.

Mit der Anmerkung, dass gegen die gefassten Beschlüsse schriftlich Beschwerde beim Bezirksrat erhoben werden könne, schloss Kirchgemeindepräsidentin Karin Klose die Versammlung.

Alles über die Bühne - in knapp über einer Stunde.

Artikel zu den letztjährigen Budgetgemeinden

Sonntag, 17. Dezember 2006

Kirche zu verkaufen

Sie wollten schon immer eine eigene Kirche? Dann haben Sie jetzt in Weiach die Gelegenheit, eine zu kaufen. Für eine schlappe Million, samt Baulandreserve.

Dieses ziemlich ungewöhnliche Inserat entdeckte ich vor einigen Wochen nach kurzer Webrecherche. Suchbegriffe: "Kindergartenweg 4" und "Weiach". Die Adresse der Neuapostolischen Kirche Weiach.

Die Coiffeuse als Info-Drehscheibe

Warum ich gerade danach gesucht habe? Den Tipp gab mir meine Coiffeuse. Coiffeusen sind die lokalen Infobroker. Da erfährt man(n) die jüngsten Neuigkeiten, vom Kinoprogramm im Amphitheater bei Hüntwangen bis zu den neuesten Bauvorhaben – denen vor ihrer Haustüre (ein Projekt mit drei rotgetünchten Einfamilienhäusern, dem die schönen Obstbäume auf dem Grundstück zum Opfer gefallen sind) und einer zum Verkauf stehenden Kirche.

Wegen Mangels an Nachwuchs

Die neuapostolische Kirche soll verkauft werden? Es scheint so. Zumindest prüft die Religionsgemeinschaft die Wassertemperatur. Sonst hätte die Livit AG wohl kaum dieses Objektblatt online gestellt.

«Verkaufsobjekt, Code: ZH06.V006
Bauland mit bestehender Kirche
Kindergartenweg 4, 8187 Weiach
Grundstückfläche m2 2'802
Preis CHF 950'000
»

Um den Kundenkreis etwas zu erweitern (nicht jeder braucht eine eigene Kirche) wird offenbar sogar darüber nachgedacht, den Sakralbau zum Abbruch freizugeben, auch wenn das etwas schöner formuliert ist:

«Heutige Nutzung

Heute besteht ein Kirchenbau auf dem Grundstück. Dieser kann, muss aber nicht erhalten werden. Nach eventuellem Rückbau, kann das Grundstück, gemäss den massgebenden Bauvorschriften, frei von jeglichen Altlasten, neu bebaut werden.
»

Hinter den Verkaufsabsichten steht die Auflösung der Neuapostolischen Gemeinde in Weiach. Ein Anschlag an der Kirchentüre teilt mit, dass dieses Gotteshaus geschlossen sei und man sich bitte nach Glattfelden begeben solle. Nach Aussagen des früheren Gemeindeleiters gab mangelnder Nachwuchs den Ausschlag zur Fusion der Weiacher Gemeinschaft mit der Nachbargemeinde.

Mittwoch, 13. Dezember 2006

Erinnerung an die Ungarnhilfe 1956

Die erste Bundesrätin der Schweiz, Elisabeth Kopp, half im Winter 1956 als junge Frau den Ungarnflüchtlingen. Und mit ihr Tausende ungenannt und unbekannt gebliebene Schweizerinnen und Schweizer.

Auch durch unser Dorf ging damals eine Solidaritätswelle, wie man einem Artikel über den Frauenverein Weiach entnehmen kann. Die Aktuarin schrieb gestern vor 50 Jahren ins Protokollbuch:

«Wie wir alle gewusst haben, war der Volksaufstand vom 23. Okt. auf furchtbare Weise unterdrückt worden. Das ganze Schweizervolk nahm herzlichen Anteil an diesem grossen Leid, das diesem freiheitsliebendem Volk nun geschehen ist. Das Rote Kreuz sammelte Lebensmittel, Kleider und Wäsche für die vielen Flüchtlinge die in unser Land gekommen waren. Auch in ihrem Land herschte grosse Not. Auch unser Verein führte eine Sammlung durch. Wir konnten dem Hilfswerk der evangelische Kirche [HEKS] über 300 kg Wäsche, Kleider und Schuhe schicken. Auch bei zweitenmal sandten wir noch 70 kg. Vielen Dank nochmals allen, die gestrickt hatten oder sonst so schöne Sachen gebracht hatten. Unsere Behörde stellte uns Fr. 200 zur Verfügung, um Wolle und Stoff zu kaufen.

Weiach, 12. Dez. 1956
Die Aktuarin: Fr. Näf.»


Quelle

Montag, 11. Dezember 2006

Holz vor der Hütte...

...und zwar richtiges Holz. (Was haben denn Sie gedacht *grins*?)


Im blauen Abendlicht: Der «Sternen»-Parkplatz mit dem ehemaligen Gasthof im Hintergrund. Aufgenommen am 27. November 2004 um 15:18 Uhr.


Mit der Sonne im Rücken: Aufnahme vom 2. März 2005 um 08:21 Uhr - ebenfalls beim «Sternen». Ein luxuriös überdachter Holzlagerplatz.

Alles andere als «viel Holz vor der Hütte» wäre in einer Gemeinde mit mehreren Quadratkilometern Waldfläche (461 von 964 Hektaren) ja auch eine Enttäuschung, findet der WeiachBlogger.

Sonntag, 10. Dezember 2006

Was darf man mit einer Kirche machen?

In der Novembernummer der Mitteilungen für die Gemeinde Weiach hat Pfarrer Christian Weber seine Predigt zum 300-Jahr-Jubiläum unserer Kirche im Wortlaut veröffentlicht.

Nun ist nach Ablauf eines Monat der Link auf diese Nummer der Mitteilungen bereits nicht mehr online. Schade.

WeiachBlog fand, diese exzellente Predigt gehöre ins Schaufenster gestellt. Warum? Sie stellt wichtige Fragen in einer Zeit der Minarett-Diskussionen. Und diese Fragen werden sehr provokativ gestellt. Aber lesen Sie selbst.

Mit Erlaubnis des Autors gewähren wir der Jubiläumspredigt ab dem heutigen Sonntag gerne das Dauergastrecht auf WeiachBlog.

Die Jubiläumspredigt

Von Pfr. Christian Weber

Liebe Festgemeinde

Zeitungsartikel möchten gelesen werden. Das wichtigste ist deshalb, einen Titel zu finden, der die Aufmerksamkeit des Lesers auf sich zieht. «Gotteshaus und Bunker» setzt der Zürcher Unterländer deshalb über seinen Artikel zum Jubiläum der Kirche Weiach.

«Gotteshaus und Bunker» – der Titel wirkt! Die Vorstellung von einem Gotteshaus als Kriegsbunker ist ungewohnt. – Wo gibt es so etwas?

Die Bezeichnung der Kirche Weiach als Bunker trifft denn auch nicht wirklich zu. Bunker ist kein schönes Wort. Unter einem Bunker stelle ich mir einen unterirdischen Betonklotz vor. Ich fühle mich aber hier in der Kirche Weiach überhaupt nicht wie in einem Bunker. Die Kirche Weiach ist für jedermann sichtbar ein Gotteshaus und alles andere als ein Bunker.

Es ist aber wahr, dass die Kirche vor 300 Jahren nicht nur als Kirche, sondern zusammen mit der Pfarrscheune und dem Pfarrhaus als Festung zur Verteidigung gebaut wurde.

Die Schiessscharten in der Friedhofsmauer und der Pfarrscheune erinnern noch heute an diese Funktion. Auch unter der Kanzel soll es eine Schiessscharte gegeben haben. «Die Schiessscharte unter der Kanzel», so lautet der Titel eines Artikels unseres Ortshistorikers Ulrich Brandenberger.

Die Vorstellung der Nutzung einer Kirche als Repräsentant von militärischer Wehrhaftigkeit fällt uns heute schwer. Darf man eine Kirche in dieser Doppelfunktion von Gotteshaus und Festung bauen? Darf man eine Kirche überhaupt anders nutzen als für den Gottesdienst?

Die Frage ist hochaktuell. Zwar will heute keiner mehr eine Kirche als militärische Festung bauen. Doch wird heute viel über die Möglichkeit der Umnutzung von Kirchen diskutiert.

Die städtischen Zentren werden immer mehr zu Verwaltungs- und Geschäftsvierteln, aus denen die Bevölkerung in neue Wohnviertel abwandert. Damit werden diese Kirchen nicht mehr benötigt. So stellt sich die Frage, was mit den Gotteshäusern gemacht werden soll.

Soll man sie vermieten oder verkaufen? Und wenn ja, ist es egal an wen? Darf die Kirche einem Gastrounternehmen verkauft oder vermietet werden, der aus ihr ein Restaurant macht? Oder einer anderen religiösen Gemeinschaft, der Krishna-Gemeinschaft oder den Moslems?

Die Umnutzung der Kirchen wird auch diskutiert im Zusammenhang der Suche nach neuen Gottesdienstformen: Darf man in einer Kirche eine Technoparty veranstalten? Oder ein Kino einrichten?

Die Diskussion spielt sich jeweils zwischen zwei Extrempositionen ab:
Die eine Position sieht in der Kirche einen «Heiligen Raum». Für die andere Position ist die Kirche ein ganz normaler Raum wie jeder andere auch.

Für die Vertreter der ersten Position ist die Kirche deshalb ein «Heiliger Raum», weil in ihr Gott real gegenwärtig ist. Sie bezeichnen die Kirche als Haus Gottes, weil in ihr tatsächlich Gott wohnt.

Stellt man sich die Kirche als Wohnung Gottes vor, so ist es undenkbar, sie zu verkaufen, zum Beispiel an McDonalds. Ja, bei diesem Verständnis ist eine Umnutzung ausgeschlossen.

Die andere Extremposition versteht das Kirchengebäude nicht als Wohnsitz Gottes. Für sie ist die Kirche nicht heiliger als irgendein anderes Gebäude. Die Vertreter dieser Position sind deswegen keineswegs weniger religiös. Sie lehnen es nur ab, Gott an einem vom Menschen erbauten Ort festzumachen. Gottes Haus ist viel grösser, ist die ganze Welt, ja das ganze Universum und darüber hinaus. Gott in einem Tempel, in einer Kirche, einer Statue, einem Bild zu verehren bedeutet für sie Götzendienst. Wohnt Gott nicht überall? Oder, wie es König Salomo ausdrückte (1.Kön. 8,27): «Bist du, Gott, nicht viel zu erhaben, um bei uns Menschen zu wohnen? Ist doch selbst der ganze weite Himmel zu klein für dich!»

Nach diesem Verständnis ist klar, dass ein Kirchengebäude problemlos umgenutzt werden kann, wenn es nicht mehr gebraucht wird. Ich nehme Gott ja keine Wohnung weg, wenn ich die Kirche an – eben zum Beispiel – McDonalds verkaufe.

Als unsere Kirche vor 300 Jahren erbaut wurde, gab es nur eine Position: Als Reformierte war für die Erbauer klar: Das Kirchengebäude ist kein «heiliger Raum», die Gegenwart Gottes lässt sich überhaupt nicht an Gegenständen fest machen.

In der Bauweise unserer Kirche ist dieses Verständnis deutlich zum Ausdruck gebracht. Die Reformatoren lehnten alles magische wie wundertätige Bilder, Weihrauch oder dunkle, höhlenartige Räume ab, die Kirche wurden hell, gross, hallenartig, mit erhöhten Kanzeln gebaut. Der «klare Strahl der Vernunft» erhellt den Glauben. Es gibt, um in der Sprache der Reformation zu reden, keine «Vernebelung» mehr durch Klänge, Düfte, Kerzen, Bilder oder Statuen.

Im Zuge der 68er Bewegung erreichte dieses Verständnis der Kirche als ganz normales Gebäude seinen Höhepunkt. So baute man bereits Mitte der sechziger Jahre Kirchen als Mehrzweckräume. Der Kirchenraum sollte kein Sakralraum sein, sondern ein Raum, der ausser für Gottesdienste auch für Gemeindefeste, Versammlungen, Basar u.ä. genutzt werden konnte und sollte darum weder hinsichtlich der Anordnung der Stühle, noch der Kanzel und des Taufsteins, noch hinsichtlich seines Gepräges eindeutig kirchlich definiert sein.

Ich kann es nicht verschweigen, dass ich es für ein Glück halte, dass die Weiacher bei der letzten grossen Renovation der Kirche im Jahr 1968 nicht von dieser Idee infiziert waren und die Kirche in ihrer Gestalt als Kirche bewahrt haben.

Natürlich ist die Kirche ein Raum wie jeder andere. Aber jeden anderen Raum gestalte ich ja auch so, dass er seiner Funktion möglichst dienlich ist. Das Wohnzimmer zum Wohnen, die Garage zum Parkieren, die Werkstatt, das Büro zum Arbeiten. Das Schlafzimmer zum Schlafen. Brauche ich einen Raum zur Begegnung mit dem Geheimnis Gottes, so hat das unmittelbar eine Auswirkung auf die Gestaltung des Raums.

Nicht die Steine der Kirche an sich sind «heilig», aber die Handlungen, die in ihr vollzogen werden. So wie eine Küche zum optimalen Kochen gestaltet ist, so soll auch eine Kirche zur optimalen Gottesbegegnung gestaltet sein.

Unsere Zeit hat eine neue Sehnsucht nach «heiligen Räumen» hervorgebracht. Unsere Lebensverhältnisse werden als unübersichtlich, wechselvoll und riskant wahrgenommen, so dass ein Bedürfnis nach einem Bereich entsteht, der grundsätzlich anders ist, anders als der Bereich, in dem man sich normalerweise aufhält.

Heiligen heisst: einen Unterschied machen, etwas aus den gewöhnlichen Dingen herausheben. «Heilige» Räume sind in diesem Sinne solche Räume, die ausgesondert, hervorgehoben, beiseite gesetzt sind. Sie haben eine eigene Aura, einen besonderen Geschmack, sie sind anziehend durch ihre Fremdheit, sie sind faszinierend, aber immer auch verunsichernd, vielleicht sogar furchterregend.

Immer mehr Menschen sehnen sich nach «heiligen Räumen»: nach Rastplätzen für ihre Seele, nach Freiräumen für ihr Denken, nach Oasen für ihr Gebet sowie nach Feierorten für ihr Leben.

Menschen suchen unsere Kirchen auf in Situationen der Not, des Entsetzens und des Schreckens – ganz gleich, ob sie Kirchenmitglieder sind oder nicht.

Unsere Kirche ist ein hilfreiches Zeichen für das Andere in einer diesseitigen Welt und Wegweiser für Sinn in einer fragenden Welt. Mit ihren Glocken sagt sie eine andere Zeit an. Durch das, was in ihr geschieht – Gottesdienste und Andachten, Hören und Beten, Loben und Klagen – wird sie erst zum »heiligen« Raum. Hier versichern sich Menschen ihrer religiösen Identität, hier erfahren sie Begleitung in den Schwellensituationen ihres Lebens (Taufe, Hochzeit, Trauerfeier). Hier findet der Ausgegrenzte Asyl, hier kann die Erschöpfte aufatmen.

Mit ihrem Raum ist sie ein Asyl für die letzten Dinge, mit ihrer Orgel und ihren Glocken lobt sie Gott. Mit ihren Kunstwerken legt sie Zeugnis ab und erzählt die Geschichte unserer Kultur, mit ihren Kerzen erinnert und mahnt sie, mit ihrem Schmuck dankt sie für alle guten Gaben.

Amen

Quelle

  • Weber, Ch.: Die Jubiläumspredigt. Weiacher Kirchennachrichten, S.5-7. In: Mitteilungen für die Gemeinde Weiach, November 2006 - S. 23-25.

Samstag, 9. Dezember 2006

Vom Postauto im Regen stehengelassen

Es ist leider nicht das erste Mal, dass es mit der Anschlussgarantie auf der letzten Verbindung des Tages nicht klappt. Erneut blieb spätnachts nur noch der Ruf nach einem Taxi und dann der Griff zum Portemonnaie (vgl. Kein Anschluss in dieser Kälte – öV-Kunden stehen gelassen; WeiachBlog vom 7. Januar 2006).

Zum Sachverhalt: Vergangene Nacht, kurz nach Mitternacht auf der letzten Verbindung von Zürich nach Weiach. Die S5 hat am Stadelhofen ca. fünf Minuten Verspätung. Die holt sie auch bis Bülach nicht wirklich ein. Ankunft um 00:04 Uhr.

Zum grossen Ärger der Spätpendler und etlicher Jugendlicher aus der Region - in diesem Fall aus Höri, Neerach und Weiach - stand aber schon um 00:05 kein einziges Postauto mehr da. Alle waren sie genau nach Fahrplan abgefahren. Praktisch vor unserer Nase.

Dabei hätten die Chauffeure lediglich eine Zug-Verspätung von ca. fünf (!) Minuten in Kauf nehmen müssen. Also praktisch nichts, wenn man bedenkt, dass solche Verzögerungen an der Tagesordnung sind. Gerade der Thurbo-Regionalzug S41 von Winterthur hat regelmässig Verspätung: Bis zu 10 Minuten und mehr, weil er ebenfalls Anschlüsse abwarten muss. Das bestätigen die Postchauffeure. Und der WeiachBlogger hat es auch selber schon mehrmals erlebt.

Verdienstmöglichkeit für Taxi-Unternehmen

Also blieb wieder einmal nichts anderes übrig, als das Taxigewerbe zu unterstützen - zusammen mit weiteren im nasskalt-verregneten Bülach Gestrandeten. Die Strecke Bülach - Weiach kostet mit dem Taxi ca. 50 Franken. Die bekommt man zwar beim Kundendienst der SBB im Zürcher Hauptbahnhof jeweils anstandslos vergütet. Mühsam ist es trotzdem. Und widersinnig: Einen Bus fast leer fahren zu lassen und darüber hinaus auch noch etliche Taxis durch die Gegend zu schicken, ist eine Verschwendung von fossilen Ressourcen.

Liebe Verantwortliche bei Postauto Zürich! Wie wäre es, wenn ihr einmal sicherstellen würdet, dass alle Buschauffeure - auch die Aushilfen - deutsch und deutlich darüber informiert werden, dass der letzte reguläre Kurs die Anschlüsse abzuwarten hat?

Unter der Woche kann ich den Ärger der Chauffeure verstehen. Sie haben später Feierabend und dem Vernehmen nach erhalten sie verspätungsbedingte Überzeit nicht bezahlt (warum eigentlich nicht?).

Sparschlaumeiereien auf Kosten der Chauffeure?

Am Wochenende aber, d.h. in den Nächten Freitag/Samstag und Samstag/Sonntag liegt die Sache leicht anders. Nach dem letzten Kurs wird das Fahrzeug der Linie 515 zu einem Nachtbus. Und die fahren bekanntlich bis morgens nach 5 Uhr. Die Einschränkung für den Chauffeur besteht darin, dass er bei grossen Verspätungen den Ort der Pause nicht mehr wählen kann (in Bülach am Bahnhof im Fahrzeug sitzen ist halt schon weniger angenehm als bei einem Kafi im Busdepot Neuwis-Hus). Oder wird auch diese Pause nicht bezahlt?

«Ist es für die SBB und Postauto Zürich billiger, statt der Überstunden ihrer Chauffeure die Taxikosten zu begleichen?», habe ich am 7. Januar gefragt. Der Verdacht liegt immer näher.

Sollte es tatsächlich so sein, dass die Verantwortlichen bei Postauto Zürich zwar die Weisung herausgeben, der Chauffeur habe zu warten (und seine Pause zu opfern oder den Feierabend hinauszuschieben), ihm diese Überzeit aber nicht vergütet wird, dann ist dieses Sparen auf Kosten der Mitarbeiter ein Skandal.

Dann würde ich dieses Verhalten der Chauffeure nicht nur verstehen, sondern sogar gutheissen. Dann bin ich auch bereit, regelmässig das Taxi zu nehmen und mich nachher beim SBB-Kundendienst schadlos zu halten - so lange, bis diese Erbsenzähler-Rechnung nicht mehr aufgeht.

Freitag, 8. Dezember 2006

Doppelspur-Bahnlinie im Verkehrsrichtplan

Die Zahlen sind schwindelerregend. 36 Milliarden Franken sollen in den nächsten Jahrzehnten in die Verkehrsinfrastruktur des Kantons gesteckt werden. In neue Infrastruktur wohlverstanden. Noch handelt es sich erst um den Antrag der vorberatenden Kommissionen des Kantonsrates des eidgenössischen Standes Zürich, wie er offiziell genannt wird. Trotzdem warten die traditionellen Medien mit solchen Milliarden-Schlagzeilen auf.

Handlungsspielräume offenhalten

Der Text der Verkehrsplan-Revision führt im Abschnitt über den öffentlichen Verkehr auch eine Massnahme auf, die direkt das Gemeindegebiet berührt:



Die Nr. 47 ist die Strecke Eglisau–Kaiserstuhl. Sie soll in der «Erschliessungsfunktion» S-Bahn für den Ausbau auf Doppelspur warmgehalten werden. Realisierungshorizont: «langfristig (Trasseesicherung)» (vgl. S. 28/29 des Berichts).

«Eglisau–Kaiserstuhl. Jemand beantragt, es sei der geplante Doppelspurausbau Eglisau–Kaiserstuhl aus dem kantonalen Richtplan zu streichen. Mit dem Richtplaneintrag im Sinne einer Trasseesicherung wird ermöglicht, dass die durch eine Angebotsverdichtung erforderlichen Ausbauten nicht verunmöglicht oder unnötig verteuert werden. Damit werden die nötigen Handlungsspielräume offen gelassen.» (vgl. S. 97 der Einwendungen)

Interessant ist, dass man zwar das Bahntrassee bis zur Kantonsgrenze vorsorglich für Doppelspur sichern will - von einer Autobahnverlängerung über den Anschluss Rheinsfelden nach Westen aber keine Rede ist.

Literatur und weiterführende Informationen

  • Riedel, St.: Neue Autobahnen durchs Unterland. Teilrevision des kantonalen Verkehrsrichtplans sieht Investitionen von 36 Milliarden Franken vor. In: Zürcher Unterländer, 8. Dezember 2006.
  • Kurzbeschrieb Teilrevision Bereich Verkehr
  • Karte 1:50'000 zum Geschäft 4222a. (Kantonaler Verkehrsrichtplan. Teilrevision. Antrag der Kommission für Planung und Bau vom 2. November 2006 und der mitberichtenden Kommission für Energie, Verkehr und Umwelt vom 3. Oktober 2006.)

Mittwoch, 6. Dezember 2006

8433 Weiach. Totgesagte leben länger

Die alte Weiacher Postleitzahl (PLZ) «8433» ist nicht totzukriegen. Obwohl sie schon 1995 von der Schweizerischen Post in den Ruhestand geschickt und durch die neue PLZ «8187» ersetzt worden ist, spukt sie noch immer fein säuberlich auf Briefumschläge gedruckt durch die Postsortierzentren.

Der Grund dafür liegt wohl in den Eigenheiten der Informatik. Genauer gesagt in Datenbankeinträgen, die sich nicht problemlos und zentral gesteuert anpassen lassen. Wenn da einmal der Wurm drin ist, dann ist er wirklich drin.

Will man sich beim Handelsregisteramt nicht vom Alten trennen?

Das kann am Beispiel des Handelsregisters des Kantons Zürich gezeigt werden. An einem hübschen Postleitzahlencocktail aus einer Mischung von «8433» und «8187». Zusammensetzung wechselnd. Und der Anteil an «8433» nimmt beleibe nicht nur ab!

«8433» tragen selbst vor kurzem neu eingetragene Firmen wie die Essence Film GmbH (Verweis auf SHAB Nr. 217 vom 08.11.2006, Seite 22) oder solche mit Namensänderung wie die FIRST STOP Reifen & Auto Service AG (vormals Pneu Müller AG). Dass seit über zehn Jahren hier ansässige Firmen wie die Weiacher - Belag AG oder die Heinz Würtenberger AG Weiach noch mit «8433» firmieren, mag man ja verstehen. Und bei der konkursiten ISD Intelligent Systems and Drives AG oder der aufgelösten Meier Baumgartner AG kommt's kaum noch darauf an.

Vollends in Verwirrung stürzt einen dann aber die Entdeckung, dass die oben schon erwähnte Essence Film GmbH zur Abwechslung auch wieder unter der aktuellen Postleitzahl 8187 geführt wird (mit Verweis auf dieselbe Fundstelle: SHAB Nr. 217 vom 08.11.2006, Kanton ZH 02.11.2006). Oder die Konkurseröffnung und Schuldenrufe der ISD Intelligent Systems and Drives AG - alle mit «8187». Das soll einer verstehen.

Andere haben dasselbe Problem

Die Befürchtung liegt nahe, dass die angeregte Korrektur (vgl. WeiachBlog vom 27. März) nur zu Register-Einträgen wie: «Domizil neu: 8187 Weiach (Eintrag von Amtes wegen auf Grund Änderung der Postleitzahl durch die Schweizerische Post)» geführt hat, nicht aber zu einer generellen Prüfung der Datensätze oder gar der Datenbankstruktur. Und so lebt das Phantom «8433» halt fröhlich weiter.

Zu befürchten ist, dass das auch in anderen Datenbanksystemen nicht anders ist. Man bekommt als Weiacher ja schliesslich ab und zu Post mit dem alten «8433» drauf.

«Die alte Postleitzahl? Das gibt es relativ viel. Sicher im Prozentbereich», bestätigt Hanna Junker, Leiterin der Post Weiach, auf Anfrage von WeiachBlog. Genaueres könnten die Briefträgerinnen sagen. Der Fehler trete jedenfalls querbeet auf, von adressierten Werbesendungen bis hin zu «offiziellen Ämtern».

Zum Glück gefährdet dieser Wechsel nicht eine Blaulichtorganisation wie die Feuerwehr (118) im Fall des schon jetzt kläglich scheiternden Umbaus der Swisscom-Telefonauskunft 111 auf 1811. Zahlendreher passieren nun einmal vielen Leuten. Tagtäglich. Doch das ist «eine andere Baustelle», wie unsere nördlichen Nachbarn sagen würden.

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Montag, 4. Dezember 2006

Ordnung muss sein. Auch bei Grabmälern.

Eine der letzten Ausgaben des «Schweizerischen Beobachters» mokiert sich über den kommunal blühenden Föderalismus an der letzten Station des menschlichen Lebens:

«Zu dick, zu schwarz, zu poliert, zu schräg: In den Friedhofsreglementen der Schweizer Gemeinden finden sich Tausende überflüssiger, skurriler Vorschriften, wie Grab und Grabstein auszusehen haben», liest man im Lead des Artikels.

Und in der Tat: die Deutschschweiz scheint wirklich ein Hort des (wenigstens nach dem Tode gelebten) Egalitarismus zu sein. Zumal wenn man einen Vergleich mit den Nekropolen umliegender Länder wagt. Man denke nur an Friedhöfe in Frankreich oder Italien mit teils monumentalen, jahrhundertealten Familiengruften.

Familiengräber nicht gefragt

Das «Modell Egalité» - jedem gleich viel Platz; ein genormtes Reihengrab am andern - ist offensichtlich weitgehend akzeptiert und in den Köpfen der Dorfbevölkerung verankert.

Der Friedhofvorsteher meint denn auch, er habe noch gar nie eine Anfrage für ein Familiengrab erhalten. Das habe vielleicht auch damit zu tun, dass dieses teurer sein als ein normales Reihengrab.

Mag sein. Möglich ist auch, dass man eben nicht auffallen will und sich um keinen Preis für alle sichtbar als etwas «Mehrbesseres» inszenieren möchte. Ganz abgesehen davon können in einem herkömmlichen Reihengrab auf Wunsch ja auch mehrere Urnen bestattet werden.

Nachdem unser Gemeinderat in der neusten Ausgabe der «Mitteilungen» ausführlich auf die neue, seit 2004 geltende, Friedhofsordnung eingegangen ist, und gar noch anfügte: «Genaue Angaben über die Masse der Gräber und die Vorschriften finden Sie in der Friedhof- und Bestattungsverordnung, welche auf der Gemeinderatskanzlei auf Verlangen abgegeben wird», stach den Blogger der Hafer und er beschloss, dem Wortlaut auf den Zahn zu fühlen.

Harmonisch ins Gesamtbild passen

Die vom Beobachter aufs Korn genommenen Grabplatten sind in der Weiacher Verordnung im Kapitel 6 abgehandelt. Art. 18 regelt Materialien, Bewilligung und das Stellen der Grabmäler:

«Jedes Grabmal muss sich in Form, Farbe und Werkstoff harmonisch in das Gesamtbild des Friedhofes einordnen.

Von der Verwendung ausgeschlossen sind: Kunststeine, Kunststoffe, Klinker, Blech, Gusseisen, Draht, Porzellan, Glas, Email und ähnliche, ungünstige
(sic!) wirkende Materialien.

Für die Errichtung von Grabmälern ist die Bewilligung des Friedhofvorstehers einzuholen. Das Gesuch ist im Doppel einzureichen. Eine Skizze 1:10 mit allen Massangaben, Hinweise auf Material und Ausführung, ist dem Gesuch beizufügen.

Die Grabmäler, und Grabplatten, dürfen frühestensnach Ablauf eines Jahres nach der Beisetzung aufgestellt werden, Bei Frost und Niederschlägen ist das Aufstellen von Grabmälern untersagt.
»

Keine Regel ohne Ausnahme. Auf Urnengräbern darf der Grabstein sofort aufgestellt werden. Das leuchtet ein. Ein Urnengrab ist viel kleiner; da muss sich auch die wieder eingefüllte Erde nicht erst wieder grossflächig setzen können.

In Art. 19 folgen die Maximal-Masse, die je nach Kategorie unterschiedlich sind. Sieben sind es insgesamt. Es gibt Reihengräber für Erwachsene (inkl. Kinder im schulpflichtigen Alter), Reihengräber für Vorschulkinder, Urnengräber im alten Friedhofsteil, Reihengräber für Erd- bzw. Urnenbestattungen im neuen Teil (Fuori le mure). Und ganz neu seit 2004: Wiesengräber für die Beisetzung von Urnen. Nur beim Gemeinschaftsgrab für die Beisetzung von Asche (ohne Urne) gibt es keinen Grabstein oder sonstige Kennzeichnung.

Der Artikel 19 schreibt weiter vor: «Die vorgeschriebenen Höchstmasse dürfen bei freien Plastiken, Kreuzen, schlanken Stellen (sic!; gemeint sind wohl: Stelen) um maximal 10 cm überschritten werden. Kreuze dürfen die Maximalbreite um 5 cm überschreiten.»

Werbung ist nur ganz dezent erlaubt: «Der Hersteller darf seinen Namen nur an der Seitenfläche des Grabmales und in unauffälliger Weise eingravieren.»

Alles klar? Also bitte keine Email-Porträts der lieben Verstorbenen (und schon gar keine E-mail-Porträts *schmunzel*).

Was «ungünstig wirkende» Materialien im Sinne dieser Verordnung seien, das wissen die auf Grabplatten spezialisierten Steinmetze offenbar sehr genau. Bisher sei es noch nicht vorgekommen, dass jemand Beschwerde oder gar Rekurs gegen einen Entscheid eingelegt habe, meint der Friedhofvorsteher.

Die Ordnung stellt sich also sozusagen selbst her. Wenigstens im (noch) ländlichen Raum.

Quellen und Literatur
  • Politische Gemeinde Weiach (Hrsg.): Friedhof- und Bestattungsverordnung vom 23. November 2004.
  • Müller, M.: Friedhöfe. Nichts ist so genormt wie der Tod. In: Beobachter Nr. 23/2006.
  • Gemeinderat Weiach (Hrsg.): Friedhof und Bestattungen. In: Mitteilungen für die Gemeinde Weiach, Dezember 2006, S. 5-6.

Samstag, 2. Dezember 2006

Abenteuer mit einem Kiesbomber

Dass es Weiach vor allem dank dem Kies finanziell überdurchschnittlich gut geht, ist in der Region eine Binsenweisheit.

Von denen, die das mit ihrer täglichen Arbeit möglich machen, liest man aber herzlich wenig.

Am Anfang der Verarbeitungskette steht der einsame Held im Pneulader, der das Wandkies aufs Förderband kippt. Am Schluss die Kapitäne der Landstrasse, die mit ihren Lastwagen das gewaschene Kies auf der Baustelle abliefern. Von ihnen sieht und hört man allenfalls etwas.

Um so spannender ist es, einmal einen flott geschriebenen Bericht aus erster Hand auszugraben, der auch noch zum Schmunzeln anregt.

Gefunden habe ich ihn auf der Website von Swissmotor in der Rubrik «Lenkradgeschichten»:

«Ich wohnte damals in Bülach, einer Neubausiedlung, war frisch verheiratet und fuhr "Kiesbomber". Diese nicht gerade schmeichelhafte Bezeichnung verpasste die dortige Bevölkerung den unzähligen Sattelschleppern und Anhängerzügen, die in beinahe lückenlosen Kolonnen Wandkies von den riesigen Kiesvorkommen im Rheinknie bei Hüntwangen, Weiach, Glattfelden und Windlach nahe der deutschen Grenze auf Baustellen in und um Zürich karrten. Die Arbeit war gut bezahlt und stellte für mich die rationellste Art und Weise dar, schnellstmöglich Fahrpraxis sowohl mit Anhängern als auch mit Sattelaufliegern zu bekommen...»

Auf welch beeindruckend athletische Art und Weise der junge Chauffeur seinen Lastwagen meistern lernte, erfährt man hier: Weiterlesen.

Quelle
  • Baumann, R.: Selbsthilfe [Link inaktiv]. Aus der Reihe: «Lenkradgeschichten». Online-Publikation von «Swissmotor». [Aktiver Link am 2. Dezember 2016]

Freitag, 1. Dezember 2006

Adventsfenster leuchten ab heute in die Nacht hinaus

Auch in diesem Jahr und bereits zum 16. Mal lebt heute in Weiach der Adventsfenster-Brauch auf. Jeden Tag kommt an einem anderen Ort im Dorf ein weiteres liebevoll dekoriertes, leuchtendes Fenster hinzu. Das «Öffnen» des Fensters wird meist mit einem kleinen Empfang gefeiert.

Selbstverständlich ist das nicht. Denn die bisherige Organisatorin, Sonja Kalt, ist nach mehreren Jahren etwas amtsmüde geworden - und um ein Haar wäre der Brauch gestorben.

Wenn da nicht Claudia Meier und Esther Utzinger gewesen wären. In der Oktober-Nummer der Gemeindemitteilungen publizierten sie unter dem Titel «Die Weihnachtsfenster sollen nicht sterben !!! mached mit - dänn wird’s en Hit !» folgenden Aufruf:

«Bald ist es wieder soweit, es beginnt die Weihnachtszeit !

Für die einen ist es Stress und Horror pur, die anderen geniessen einfach nur...Kerzen anzünden, das Heim schön schmücken, Guetzli backen und vielleicht auch Geschenke einpacken.....

Wir finden das Dorf Weiach soll weihnachtlich geschmückt sein.. Ein Fenster, eine Haustür oder etwas im Garten... einfach einer von 24 Tagen im Dezember. 24 Fenster = 24 Einwohner, die sich Zeit und Aufwand nicht scheuen. Bitte helfen Sie mit, diesen Brauch nicht aussterben zu lassen und melden Sie sich bald bei uns.
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Erneut erfolgreich lanciertes Brauchtum

Wenn man in die heute in alle Haushaltungen verteilte Dezembernummer schaut, dann ist die Idee «Adventsfenster» vom Sterben weit entfernt.

War es mühsam, die Weiacher dafür zu begeistern? «Nenei», sagt Claudia Meier auf Anfrage von WeiachBlog. Am Schluss sei es zwar immer schwieriger geworden, die einzelnen Daten noch zu vergeben. «Ich habe mir dann halt erlaubt, direkt anzurufen», erklärt die aufgestellte Organisatorin. Wie man sieht waren ihre Akquisitionsanrufe von Erfolg gekrönt.

«Mir säget vill mal Danke - und wünsched allne e besinnlichi, zfriedeni Adväntsziit», steht denn auch als Motto über dem diesjährigen Kalender mit den Fensterstandorten und Empfangszeiten.

Ob man sie nun «Weihnachtsfenster» oder «Adventsfenster» nennt, ist nicht so wichtig. Was zählt ist allein, dass es sie gibt. Und natürlich, was sie für den Zusammenhalt im Dorf bedeuten.

Literatur und Quellen