Wenn Sie in den letzten Jahren am Postautoterminal beim Bülacher Bahnhof waren, dann ist Ihnen vielleicht die auf einem Bus prangende Endhaltestelle «Bramenländli» aufgefallen (aktuell die Busse der ZVV-Linie 501). Diesen Bus kann man nehmen, wenn man eine lokale «Tour d'Aussenquartier» machen will. Es geht querbeet durch die Wohngebiete. Und am Schluss landet man im Bachenbülacher Industriegebiet. Nicht weit von der Druckerei entfernt, in der Monat für Monat das Weiacher Mitteilungsblatt aus den Printern kommt.
Auch in Kloten gibt's eine Haltestelle namens «Bramen». Wenn man die Flurnamendatenbank von ortsnamen.ch konsultiert, dann findet man heraus, dass dieser Name vor allem im Zürcher Unterland weitverbreitet ist: Bassersdorf, Berg am Irchel, Henggart, Illnau-Effretikon, Regensdorf, dazu einen «Bramenacker» auf Klotener Gemeindegebiet. Und auch auf Neeracher Gebiet findet man den Namen: «Im Bramen» heisst ein Landwirtschaftsbetrieb, ein sogenannter Aussiedlerhof zwischen den Siedlungszonen von Neerach und Riedt.
Mit Dornen durchsetztes Gestrüpp
Solche Randlagen, bevorzugt mit Steinhaufen am Rande von Ackerfluren, sind für diesen Namen typisch. Im Schweizerdeutschen Wörterbuch, dem Idiotikon, findet man heraus, weshalb:
«Brāmeⁿ 1. meist aber als unver. coll., Brombeerstrauch, -gesträuch, Rub. frut. 2. Brombeere.» (Id. V, 600)
Bramen steht also für ein dorniges Gestrüpp aus wuchernden Brombeersträuchern. Die Beere dieser weitherum vorkommenden Pflanze wird in unserm Land unter verschiedensten Bezeichnungen gehandelt: «Brāmber(i)» oder auch: «Framber, Fromber, Frumber, Brāme(n)ber, Brammerber, Brandber, Brēmber, Brōbereⁿ, Brōberech, Bromber, Brommerber, Bruber, Brumber(i), Brumberneⁿ, Brummeⁿber, Brumbeli.» (Id. IV, 1470).
In einem 1969 erschienenen, späteren Band des Idiotikons ist der Begriff «Bramendorn» explizit für Weiach belegt und zwar in der Bedeutung «(wilder) Brombeerstrauch».
Brombeerhecken bei Drosselart beliebt
Sinnigerweise gibt es im selben Eintrag auch noch einen indirekt mit Weiach verbundenen Beleg, ein Zitat aus dem 1557 bei Froschauer gedruckten sog. «Vogelbuoch»: «Diß [Vögelchen] hat sein wonung in bramentörnen, dann es isset die frücht derselbigen und holderbeere.» (Id. XIII, 1639)
Auch in der Ausgabe von 1600 findet man die Brombeerdornen in der Lebensraumbeschreibung einer kleinen Drosselart (vgl. S. 433):
«Bey den Kerntern [Kärntnern] wird ein Vogel Leimtrostel genennt / welcher den zweyen kleinern vorgenennten verwandt ist: er hat aber weisse Bein. Es ist auch das kleinste vögelein dieses geschlechts / das von den Saxen ein Ziepdruschel genennt wirt / sonst von gestalt und farb unserer Winsel änlich. Diß hat seine wohnung in bramendörnen: dann es isset die frücht derselbigen / und Holderbeer.»
Pfarrer Hüsli belegt frühneuzeitliche Verwendung
Das Wort Bramen war also Pfr. Hüsli geläufig und er hat es auch aktiv in der Übersetzung eingebracht, wie man auf den Seiten 204v-205r sehen kann (die Paginierung in lateinischen Ziffern erfolgt pro Blatt, also nur auf jeder zweiten Seite).
Auch in den amtlichen Besitzverzeichnissen verewigt
Dass die Bramen-Flurnamen schon zu Zeiten Hüslis und damit seit einem halben Jahrtausend nachweisbar sind, zeigt sich auf ortsnamen.ch an den Urbar-Einträgen zum eingangs aufgegriffenen Namen Bramenländli:
1526: «... genannt Jm Bramenlannd ...; Jm usseren Bramenlannd» (Grosses Almosenamtsurbar, Signatur: StAZH G I 163, 411v.)
1555: «Jm Brämen Lannd..., Jm ußeren Bramen Lannd» (Urbar der Herrschaft Eglisau, Signatur: StAZH F II a 114, 70.)
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