Mittwoch, 17. Mai 2023

Internet-Challenge. Neue Kampagnenform bei «Zukunft 8187»

Von den Gegnern des sogenannten Gemeindeinfrastrukturprojekts hört und sieht man in der Öffentlichkeit (noch) nicht viel. Zu verzeichnen waren wortreiche hitzige Scharmützel mit Befürwortern an den diversen Informationsveranstaltungen (was auch der Zürcher Unterländer konstatiert hat) sowie eine Aufsichtsbeschwerde, die gegen Ende April beim Bezirksrat eingereicht worden ist (vgl. WeiachBlog Nr. 1910).

Um so aktiver zeigt sich die Seite der Befürworter. Da gibt es auf der Projektwebsite Testimonials (vgl. WeiachBlog Nr. 1913), bei denen offensichtlich ist, dass sie von der Baukommission angeregt wurden. Aber auch formal behördenunabhängige Aktivitäten.

Bereits beim Abstimmungskampf um die Kündigungsinitiative im Nachgang zum Projekt «Balance» konnten in Weiach vor zwei Jahren Aktionsformen mit Elementen des Campaigning festgestellt werden, die bislang nur in der Kantons- oder Bundespolitik üblich waren. Neu war insbesondere die breitflächige Bannerwerbung, verbunden mit der konsequenten Nutzung von Internetplattformen zur Kommunikation, wie die Kampagne der IG Eusi Schuel (vgl. WeiachBlog Nr. 1630). Jetzt gibt es wieder etwas Neues zu entdecken.

Kurzfilm-Memes gemeindepolitisch aktiviert

Die IG Eusi Schuel und ihre seit Monaten angekündigte neue Kampagne lassen einstweilen noch auf sich warten. Dafür ist nun eine Internet-Challenge lanciert worden. Initiatorin derselben: die Aktivistin Renate Weingart, Kandidatin für die Schulpflege bei den letzten Gemeindewahlen.

Eine solche Challenge steht laut Wikipedia für die «Herausforderung, per Video eine gestellte Aufgabe umzusetzen». Diese Videos werden dann via Social-Media-Kanäle geteilt, wobei je nach Zielgruppe und Altersklasse ein anderes Netzwerk präferiert wird. Bei Jugendlichen wäre dies eher Tiktok, im Fall von Weiach ist dies Facebook, u.a. weil es dort eine seit Jahren etablierte, aktuell 430 Mitglieder starke Special-Interest-Gruppe namens «Du bisch vo Weiach, wenn...» gibt. Der international wohl bekannteste war wohl der Icebucket Challenge, der zwar auf phänomenale Weise viral ging, aber wegen Exzessen und Unfällen auch heftige Kritik erntete.

Dynamischer Eindruck. Mobilisiert wird mit körperlicher Aktivität

Jetzt also auch in Weiach. «Wer kennts und nimmt gegen mich die Herausforderung an? Challenge?, schreibt Weingart am 10. Mai 2023 um 21:29 über ihren Kurzfilm, in dem sie auf dem Roten Platz mit Basketball zugange ist.


Der Weiacher Challenge à la Weingart funktioniert also mit vollem Körpereinsatz. Und ist gepaart mit der mündlichen Botschaft «Hallo zäme, ich bi vo de IG Eusi Schuel -- und mir stöi ii für ne neui Infrastruktur. Für d's Infrastrukturprojekt, wo am 18. Juni zur Abstimmig chunnt. -- Zwöi mau ja! Beschte Dank!».

Am 13. Mai 2023 um 14:13 doppelt Weingart unter dem Titel «Machen wir uns fit für die Abstimmung..» mit einem Trimm-Dich-Video nach und platziert mündlich den Aufruf «Machemer üs fit für d'Abstimmig - am 18. Juni drüezwänzg - Zwöi mau Ja!». Dabei zeigt sie auf den durch Eusi Schuel lancierten Sticker auf ihrem Shirt:

Mit Unihockey-Schlägern bewaffnete Lehrkräfte

Eine Challenge wird erst so richtig zu einer Challenge, wenn sie auch von anderen aufgegriffen wird, also zumindest minimal viral geht. Der Zeitpunkt dafür ist von Eva Wiesendanger-Buschor (ehemaliges Mitglied der Schulpflege Weiach) am 15. Mai 2023 um 17:03 gesetzt worden. 

Und zwar mit der Überschrift «Challenge wurde angenommen» und Wiesendangers mündlicher Botschaft «Mir usem Lehrer-Team Weyach wünsched eus 2x Ja fürs neue Schuelhuus», gefolgt von simultanen Torschüssen der in der Turnhalle versammelten Gruppe auf zwei Unihockey-Tore sowie dem Schlachtruf «Zweimal Jaaaa!».

Die [bei stummgeschaltetem Video] eingeblendete automatische Übersetzung ins Hochdeutsche «Miris und Layer Team Leo wünschen euch zweimal die Woche neue Schuld» ist natürlich grotesk verunglückt, wirkt aber angesichts der aus den geforderten 2x Ja resultierenden künftigen im kantonsweiten Vergleich auf Rekordniveau explodierenden Pro-Kopf-Verschuldung der Gemeinde unfreiwillig enthüllerisch.

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