Donnerstag, 11. Mai 2023

Aktuelle Schulraumsituation. Ursache für Lehrkräfteabwanderung?

Die Baukommission für das Gemeindeinfrastrukturprojekt Zukunft 8187 und der Gemeinderat Weiach werden nicht müde, die aus ihrer Sicht mangelhafte Qualität der Schulräume als einzige Ursache für die hohe Fluktuation bei den Lehrkräften zu benennen.

Wenn man nur besseren Schulraum hätte, so die Geschichte, die den Stimmberechtigten verkauft werden soll, dann, ja dann werde sich auch das Problem mit den Lehrkräften wie von Zauberhand und von ganz allein lösen. Alles sei dann paletti und die Weiacher Dienstjahre an der Ausbildungsfront würden sich wieder in vielen Jahren und gar Jahrzehnten bemessen, wie zu Zeiten von Walter Zollinger und Luise Vollenweider (vgl. WeiachBlog Nr. 370).

Die alleinige Ursache gibt es nicht

Einige werden dieser These ihr Vertrauen schenken und am 18. Juni ein oder zwei Ja in die Urne legen. Es lohnt sich aber durchaus, hier genauere Ursachenforschung zu betreiben und zumindest einmal zu wagen, an der Oberfläche zu kratzen.

Wer nämlich schon etwas Lebens- und Berufserfahrung vorweisen kann, der weiss, dass in den wenigsten Fällen die eine und einzige Ursache für eine bestimmte Situation festgenagelt werden kann. Meist ist es ein ganzes Bündel teils voneinander abhängiger Einflüsse, die dann den Ausschlag dafür geben, dass eine Lehrkraft ausfällt, sei es, weil sie die Kündigung einreicht oder weil sie krankgeschrieben wird (Schwangerschaftsurlaub einmal ausgenommen, das ist ja auch keine Krankheit).

Es spielt dabei nicht wirklich eine Rolle, ob im Rahmen des Trennungsprozesses erhobene Antworten die Ursache auf die Schulräume festnageln. Denn diese Art der Benennung ist, wie jede Weiacher Lehrkraft weiss, die sozial maximal erwünschte. Schulleitung und Schulpflege hören das gern. Weil es ihre Argumentation festigt.

Werden die wahren Gründe ausgeblendet?

Neben den guten Gründen gibt es aber immer auch die wahren Gründe. Das zeigt sich an Schulen, deren Schulraumsituation objektiv besser ist, wo die Abgänge aber trotzdem zahlenmässig gravierend sind und es teils derart heftig knallt, dass der Funkenschlag sich selbst in der Regionalpresse bemerkbar macht, wie im Furttal beim Fall Dänikon-Hüttikon (vgl. Zürcher Unterländer, 5. April 2023).

Was also könnten die wahren Gründe sein? Mangelnde Führungsqualitäten auf allen Stufen sind ein Kandidat dafür. Das fängt bei der Bildungsdirektion an und führt über die Schulpflege und die Schulleitung bis zu den einzelnen Lehrkräften. Gerade bei ihnen ist Führen durch Vorbild die alles entscheidende Komponente. Denn Kinder tun, was ihnen vorgelebt wird, nicht, was man ihnen sagt.

Ist der Lehrkräfteabgang also primär zwischenmenschlichen Problemen geschuldet? Unfähigen Schulleitungen? Erratisch agierenden Schulpflege-Mitgliedern? Blauäugigen Gemeinderäten? Oder gar unrealistischen Lehrplänen und weltfremden woken Konzepten (Inklusion und dergleichen)? Dieser Frage müsste genauso auf den Grund gegangen werden wie der Infrastrukturfrage.

Wer den Lehrberuf ergreift, der muss damit rechnen, dass er mit suboptimalen Verhältnissen aller Art wird umgehen muss. Wer das beim Eintritt in die Pädagogik-Ausbildung nicht auf der Rechnung hatte, ist naiv. Etwa so naiv wie ein Berufssoldat, der sich wundert, dass es an der Front schlammige Schützengräben gibt und man auf der Fahrt mit dem Radschützenpanzer Staub frisst. Von anderen Risiken ganz zu schweigen. Es ist also primär eine Frage der Moral, der Haltung und des unbedingten Durchhaltewillens. Dafür muss aber geeignete Unterstützung durch die Vorgesetzten aller Stufen vorhanden sein. 

Mangelhafte Generalstabsplanung

Wenn es nun so sein sollte, dass Infrastrukturmängel durch diese Vorgesetzten nur vorgeschoben werden, um Führungsfehler zu vertuschen, was macht das dann mit der Motivation der Frontkämpfer? In diesem Fall: die Lehrkräfte, die vor die Klasse stehen müssen. 

Es wirkt in höchstem Masse demoralisierend, wenn die vorgesetzten Stellen (Schulpflege und Schulleitung) daherkommen, Führungsprobleme ignorieren, dafür aber in einem fort über ungenügende Verhältnisse im Infrastrukturbereich jammern. 

Verschlimmert wird der Effekt dadurch, dass die Rennleitung ihre bereits seit 2015 zunehmend ungenügenden Steuerungsmöglichkeiten 2021 mit der Ebianum-Abstimmung bereitwillig noch zusätzlich zementiert hat. Seither bestimmen die Bauvorhaben in Fisibach und Kaiserstuhl die Schulraumplanung massgeblich mit und die Weiacher haben dazu null und nichts zu sagen.

Schlimmer noch: die Mitglieder dieser Rennleitung haben nun über Jahre hinweg (reale Risiken kühn ausblendend) eine mit denselben Ansätzen wie beim Vorgängerprojekt Balance vorgetragene erneute Offensive geplant, die bei einem neuerlichen Scheitern (und selbst im Falle einer massiven Verzögerung nach einem Pyrrhussieg) in ein Debakel mündet. Weil man die Moral der Lehrkräfte an diese Hoffnung geknüpft hat und die nicht ewig hält.

Denjenigen Lehrkräften, die trotzdem seit Jahren der Schule Weiach die Treue halten, denen müsste man einen Orden verleihen. Das sind die wahren Helden in dieser unsäglichen Auseinandersetzung, in der sich ein paar wenige Alphatiere und ihre Mitläufer ein Denkmal setzen wollen.

Fazit

Man kann jetzt das Experiment wagen, 30 Millionen und mehr aufwerfen und sich selber sowie künftigen Steuerzahlern den Preis dafür aufbürden. In der Hoffnung, dann werde alles besser. Die Fluktuationsprobleme bei den Lehrkräften hängen dennoch nicht nur davon ab, ob man ab 2026/27 über neuen Schulraum verfügt. Darüber, ob es den geben wird, redet nämlich auch die geopolitische Entwicklung und damit die Versorgungslage (Baumaterialien, Finanzmittel, etc.) ein gewichtiges Wörtchen mit.

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