Entscheidend für die Dorfentstehung am heutigen Standort des alten Dorfkerns dürfte die mittelalterliche Epoche in der ersten Hälfte des 13. Jahrhundert sein, in der Eglisau (durch die Freiherren von Tengen), Kaiserstuhl und Regensberg gegründet wurden.
Städtebau war damals mega-angesagt, ganz einfach deshalb, weil man als Hochadeliger nur so wirtschaftlich mithalten konnte. Wer da nicht mitmachte, der hatte gegen aufstrebende Städte wie Zürich schon verloren. Die neue Art von Ökonomie krempelte auch das Umland der neugegründeten städtischen Siedlungskerne völlig um, es entstand die Dreifelderwirtschaft, in Weiach mit den Zelgen zur Stadt (Kaiserstuhl), zum Hard und zum Berg (wie sie in späterer Zeit genannt wurden).
Als die alten Adelsfamilien noch Grundeigentümer waren
Noch zu Zeiten der Freiherren von Wart (Mitbegründer von Kaiserstuhl und Eigentümer von Rechten in Weiach bis 1295) waren schriftliche Aufzeichnungen nicht so entscheidend, wenn ein persönliches Unterstellungsverhältnis zwischen den leitenden Angestellten und/oder Pächtern und dem (in diesem Fall hochadeligen) Herrn bestand. Im Fall der von Wart ist es auch gut möglich, dass deren Urkunden und weitere Aufzeichnungen bei der Zerstörung ihrer Burgen untergingen. Dieser Burgenbruch war die Rache der Habsburger nach dem Mord an einem der ihren, König Albrecht I., am 1. Mai 1308 (vgl. Weiacher Geschichte(n) Nr. 102).
Nun wurden die ehemaligen Herrenhöfe aber sozusagen zu von unabhängigen Dritten betriebenen Profitcenters umgebaut. Diese Höfe mussten (neben dem variablen Zehnten) einen gewissen schriftlich fix festgelegten Ertrag abliefern, den man per Verbriefung auch auf andere Eigner übertragbar machte. Deshalb haben wir ab dieser Zeit schriftliche Quellen zur Verfügung, denn solche Wertpapiere liess man nicht nur von dem als Notariat fungierenden Dorfgericht aufsetzen, sondern bewahrte sie dann natürlich entsprechend sorgfältig auf.
Zelgensystem führt zu Verdichtung der Bauentwicklung
In den Zelgen wurde von den Eigentümern der Wertpapiere darauf geachtet, dass der Ertrag möglichst hoch ausfiel (besonders die Zehntenherren hatten da ein Interesse dran). Man musste deshalb auf Feldwege verzichten, was nur dank Flurzwang, d.h. enger Abstimmung zwischen allen Beteiligten bei Aussaat und Ernte, möglich war. So ist die Dorfgemeinde letztlich aus einer wirtschaftlichen Schicksalsgemeinschaft entstanden. Denn ohne erspriessliche Zusammenarbeit ging es allen schlechter.
Das dürfte auch der Grund dafür sein, dass bereits die Freiherren von Wart (die den Fronhof in Kellen sowie Twing und Bann über den Dorfteil am Mülibach innehatten) mit anderen Grundherren, bspw. den Freiherren von Regensberg (bis 1281) oder den Herren von Kloten (beide verkauften Landwirtschaftsbetriebe in Weiach ans Kloster Oetenbach in der Stadt Zürich; vgl. WeiachBlog Nr. 1309) übereingekommen waren, die Hofstätten und damit die Wohnhäuser in einem separaten, eng umgrenzten Gebiet zu konzentrieren, auch wenn dies weitere Wege zu den Bewirtschaftungseinheiten erforderte. Die Verdichtung war genauso gewollt, wie sie es heute staatlicherseits mit dem Trend zu Mehrfamilienhäusern ist.
Zu Beginn nur vier Höfe
Diese Ursprünge ihres Siedlungsgebiets waren den Weiachern vor drei Jahrhunderten in groben Zügen bekannt. Nur so ist es zu erklären, dass der damalige Pfarrer Wolf (Epitaph in der Kirchenmauer, vgl. WeiachBlog Nr. 193) in seinem 1735 erstellten «bericht von dem wahrhafften und eigentlichen zustand und beschaffenheit der gemeind Wyach» (StAZH A 135.4 Nr. 164) ausführt, anfänglich habe das Dorf Weiach nur aus vier Höfen bestanden und habe «vil hölzer und Wälder, aber nit vil güter» gehabt. [Mit Gütern sind die landwirtschaftlich genutzten Flächen gemeint.] Wegen der starken Zunahme der Bevölkerung sei dann aber über die Jahrhunderte hinweg viel Wald gerodet worden, und gegenwärtig bestehe Mangel an Holz. Viele Einwohner seien «wegen mangel der güteren und lebens‑mittlen» gezwungen gewesen, «in vilerley länder» zu ziehen (vgl. u.a. WeiachBlog Nr. 1928).
Vier Höfe bedeutet auch: Es gab ursprünglich vier Grossgrundbesitzer. Und diese bestimmten, was mit ihrem Land zu geschehen hatte. Der Flurzwang hielt das Dorf baulich in engen Grenzen. Er verhinderte die Entstehung von Aussiedlerhöfen, wie dem Ofen. Diese sind erst nach dem Ende des Ancien Régime entstanden, nachdem die Zelgen und mit ihnen der Flurzwang aufgehoben worden waren.
Literatur
- Weibel, Th.: Historische Kurzbeschreibungen der Siedlungen im Neuamt. Zürich 1995 – Anm. 468.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen