Eine Zehntenscheune ist eine Mischung aus Inkassostelle und Lagerhaus. Dort mussten die in Naturalien zu entrichtenden Abgaben auf landwirtschaftlichem Ertrag abgeliefert werden.
Der Standort der Weiacher Zehntenscheune ist für die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts durch eine Sekundärquelle von 1948 belegt (vgl. Die ehemalige Mühle im Oberdorf. WeiachBlog Nr. 203 v. 26. Mai 2006).
Die Zürcher Denkmalpflege übernahm diese Angaben für ihren 9. Bericht 1977/78: «Das heutige Gebäude der ehemaligen Mühle Weiach liess Untervogt J.J. Bersinger anstelle einer älteren, abgebrannten Mühle 1752 erbauen. Der umfängliche Bau hatte ausser als Mühle auch noch als Zehntenhaus und als Salzwaage zu dienen.»
Für das 17. und die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts sind dem WeiachBlog-Autor bislang keine Belege zu Existenz und Standort eines Weiacher Zehntenhauses bekannt. Für das 16. Jahrhundert hingegen finden sich gleich drei urkundliche Hinweise.
1527, 1566, 1570: drei Belege für den Standort Bühl
In Fussnote 102 der 6. Auflage der Weiacher Ortsmonographie habe ich angemerkt: «Wo im Dorf sich diese Zehntenscheune befand konnte bislang noch nicht eruiert werden.»
Wenn man die Urkundenregesten Paul Kläuis aufmerksam liest und die daraus geschöpften Angaben mit etwas Ortskenntnis und Wissen über die Flurnamen verbindet, dann ist zumindest eine Eingrenzung auf den Dorfteil problemlos möglich, auf das Bühl, wo in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts ein herrschaftliches Haus errichtet wurde: das heutige Weiacher Pfarrhaus.
In einer Schuldverschreibung von 1527 zwischen «Hanß Leman», dem «schnider von Wyach», und dem «spittal zů Keyserstůl sinen pflegren und kastvögten» wird auch der Standort der Weiacher Zehntenscheune erwähnt. Lemans «güetli» war «nebet dem zenden huß zů Wyach gelegen, do man gaß ushin fart fürs Hard». (Aargauer Urkunden, Band XIII – Nr. 165; 16. September 1527).
In einer 1566 ausgestellten Bestätigung einer Zinsverpflichtung des Cläwy Bombgarter und des Jacob Meyerhover, «beid wonnhaft zu Wyach», wird «ein hus und hofstatt, ob dem zehendhus glegen» aufgeführt. Es «stost hinden an die pünt, so inn das gut ghört, unden an die brachstraß, so zum Hard gat.» (Aargauer Urkunden, Band XIII – Nr. 232; 26. März 1566).
Dieses Zehntenhaus muss demnach in unmittelbarer Nähe des heutigen Kirchenbezirks gestanden haben, denn die beiden Strassen, die vom Bühl in Richtung Hard führen, sind die Luppenstrasse und die Winkelstrasse – und man darf davon ausgehen, dass ihre Lage sich in den letzten Jahrhunderten nicht wesentlich verschoben hat. Dazu war die Nutzungsdichte im Bühl in diesem ganzen Zeitraum zu hoch.
Es gab auch einen «Zehntenbaumgarten»
In einem Revers zu einem sogenannten Erblehenbrief um einen Hof des Almosenamtes in Weiach, der unerlaubterweise in drei Teile aufgeteilt worden war, wird 1570 nicht nur das Zehntenhaus erwähnt, sondern auch ein dazugehörender Bungert:
Nach dem Regest des Staatsarchivs des Kantons Zürich war einer der drei Teilhöfe «hinter am Zehntenhaus gelegen, angrenzend an dessen Baumgarten». Flächen eines weiteren Teilhofs lagen «angrenzend an Zehntenbaumgarten». (StAZH C II 1, Nr. 983; 21. November 1570)
Korrektur ortsgeschichtliche Monografie
Die oben erwähnte Fussnote 102 wird nach diesen Erkenntnissen wie folgt abgeändert:
«Die Zehntenscheune lag demnach im Bühl, entweder an der Winkelstrasse oder an der Luppenstrasse (die beiden Wege, die ins Hard führen) und mutmasslich nahe dem späteren Pfarrhaus (1564d; durch den Staat im 17. Jahrhundert angekauft).» (Weiach – Aus der Geschichte eines Unterländer Dorfes, 6.Auflage, V6.20, Dezember 2019 – wird an Weihnachten hochgeladen)
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