Donnerstag, 12. Dezember 2019

Wunschlos glücklich mit dem neuen Geläute

In den ersten Tagen des Mai 1843 wurden die heute noch im Dachreiter hängenden und tagtäglich geläuteten Glocken der Weiacher Kirche eingeweiht. Etwas über einen Monat später erschienen die folgenden Zeilen in einer überregionalen Zeitung:

«Jüngst ging aus der Werkstätte des durch die Verfertigung harmonischer Kirchengeläute berühmten Glockengießers, Hr. Keller in Unterstraß, ein neues Meisterstück hervor. Die drei neuen, für die hiesige Kirche gegossenen Glocken entsprechen allen Erwartungen und lassen nicht das Mindeste zu wünschen übrig. Der volle und starke Klang, die reine Harmonie im G-dur-Akkorde, der feinkörnige Guß und die äußere Ausstattung des Werkes empfehlen den Meister von selbst. Die Kirchgemeinde hat daher in ihrer gestrigen Versammlung den einstimmigen Beschluß gefaßt, ihre Anerkennung und ihren aufrichtigen Dank gegen diesen bescheidenen und in seinen Forderungen äußerst billigen Künstler öffentlich auszusprechen, welches hiermit im Auftrage desselben geschieht. Weyach, den 12. Juni 1843.»

Die Formulierung des ganzen Beitrags klingt verdächtig nach bestellter Werbung – besonders der letzte Halbsatz nährt diesen Eindruck.

Das Adjektiv «berühmt» im einleitenden Satz wirkt etwas seltsam, weil wir aus der Retrospektive wissen, dass die Weiacher Glocken zu den ersten 50 Exemplaren aus dieser Giesserei zu zählen sind und in späteren Jahrzehnten noch weitere 750 folgten.

Quelle und weiterführende Literatur
  • Der Beobachter aus der östlichen Schweiz, Nummer 48, 16. Juni 1843 – S. 192.
  • Verzeichniß der Glocken aus der Gießerei von Jakob Keller in Unterstraß bei Zürich. Druck v. D. Bürkli, Zürich [1881]. [e.rara.ch]
  • Aus Unterstrass kamen 804 Glocken. WeiachBlog Nr. 271 v. 7. September 2006.

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