Dienstag, 24. Dezember 2019

Heiligabend in Weiach. Eine kleine Rückschau

Am 24. Dezember 1912 um 16:30 erstrahlte in Weiach erstmals elektrisches Licht, das von einem öffentlichen Stromnetz gespiesen wurde. Einen passenderen Einweihungstermin hätte man sich kaum ausdenken können.

Heute – 107 Jahre später – ist uns das alles gar zu selbstverständlich geworden. Die Glocken der Weiacher Kirche werden elektrisch in Gang gesetzt. Die Sitzbänke elektrisch beheizt.

Und was wären die Adventsfenster rundherum im Dorf, die seit Anfang Dezember 1991 jedes Jahr die Vorweihnachtszeit erhellen, ohne die elektrische Hinterleuchtung. Zumindest feuergefährlich.

Musik wird nicht mehr von Chören gemacht

In früheren Jahrzehnten, als es noch eine Dorfmusik, einen Männer- und einen Kirchenchor Weiach gab, da war es selbstverständlich, dass diese Formationen abwechselnd oder gemeinsam am Christnacht-Gottesdienst musizierten.

Heute muss man froh sein, wenn man zusätzlich zur Organistin Lydia Kellenberger noch einen Solisten findet, was dieses Jahr geklappt hat (vgl. Bild). Schon nächstes Jahr, wenn sich Lydia aus dem Orgeldienst zurückgezogen hat, wird die Organisation der Musik möglicherweise zu einer noch grösseren Herausforderung für die Kirchgemeinde.


Das Silvesterbüchlein an Heiligabend

Wenig bekannt dürfte den heutigen Weiacherinnen und Weiachern sein, dass noch in den 50er-Jahren des letzten Jahrhunderts der letzte Schultag des Kalenderjahres für die Primarklassen teilweise an Heiligabend stattfand.

Schulsilvester, das war der beim Jungvolk beliebte Anlass, bei dem man gaaanz früh aufstehen und so richtig Krach machen durfte. In Walter Zollingers Jahreschroniken (G-Ch Weiach 195x) lesen wir dazu:

«Zum Schulsylvester (24. Dez.), an welchem die Knaben vor allem schon frühmorgens mit ihren vielartigen Lärminstrumenten im Dorf herum tollen, erhält jeder Schüler ein sog. "Sylvesterbüchlein", meist ein S.J.W.-Heftchen. Die Schüler üben auf diesen Tag hin allerhand kurze Theaterstückchen, oft eine Schnitzelbank über bestimmte Schulvorkommnisse und, die Mädchen, meist einen frohen Reigen. Das Schulzimmer ist über und über mit Tannzweigen geschmückt, ein Christbäumchen leuchtet und darunter liegt jeweils ein von den Kindern zusammengesteuertes Geschenk für den Lehrer.» (G-Ch Weiach 1953)

Dieses Sylvesterbüchlein in Form eines SJW-Heftchens wird übrigens auch im Wikipedia-Artikel Schulsilvester erwähnt, war also keine Weiacher Besonderheit.

«Am 24. Dezember der alljährliche Schulsylvester. Er wurde diesmal besonders “grossartig aufgezogen“, indem die Knaben der 6.-8. Kl. für die Darbietungen erstmals eine Bühne samt “Bühnenbeleuchtung“ errichteten.» (G-Ch Weiach 1955)

Da sind also rückblickend schon erste Ansätze zu den Anlassformen domestizierter Schulsilvester heutiger Tage zu erkennen.

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