Mittwoch, 4. Dezember 2019

Weiacher Fahnen mit Turnerkreuz, Armbrust und Lyra

Wer sich etwas auf die Fahne schreibt, der sendet eine Botschaft. Durch die Fahne als identitätsstiftendes Objekt  und das darauf Dargestellte. Farben, Muster, Figuren, Text.

Eine Weiacher Fahne, das ist für uns Heutige klarerweise eine mit einem achtstrahligen Stern in gewechselten Farben, der auf dem blau-silbern schräggeteilten Zürcherschild liegt. Diese Blasonierung die kein bestimmtes Verhältnis des Sterns zum Zürcherschild vorschreibt – wurde jedoch erst am 28. November 1931 offiziell durch den Gemeinderat angenommen. Davor gab es nach bisherigen Erkenntnissen kein offizielles Wappen.

Der Männerchor erbte seine Fahne vom Gesangverein

In früheren Zeiten war der Weiacher Stern nur sechsstrahlig und ohne Teilung. Und er lag auch nicht auf dem Zürcherschild. Entsprechend erschien er auch auf Fahnen. So auf der mit der Jahrzahl 1860 und dem Text «Gesangverein Weiach» beschrifteten Seidenfahne, die heute zum Sammlungsbestand des Ortsmuseums gehört. In der Mitte prangt ein goldener sechsstrahliger Stern auf hellblauem Grund.


Diese Fahne wurde später durch den 1891 gegründeten Männerchor Weiach geführt. Ab wann, ist mir unbekannt. Erwiesen ist, dass sie bis 1952 in Gebrauch war, wie Walter Zollinger in seiner ersten Jahreschronik überliefert:

«Von ganz besonderer Bedeutung war der Sommer 1952 für unseren Männerchor. Er hatte sich eine neue Fahne (die alte stammt aus dem Jahr 1860) vom bekannten Heraldiker Adrian Boller, Kilchberg schaffen lassen. Sie zeigt im blauweissen Zürcherschild den Weiacher Stern, ebenfalls blauweiss geteilt, dazu die Lyra, das Zeichen der Sänger. Turnverein und Schützengesellschaft besitzen bereits dieselben Fahnenbilder, nur je mit ihrem entsprechenden Wahrzeichen (Turnerkreuz, Armbrust). Es gibt ein erhebendes Bild, wenn jeweilen zu festlichen Anlässen die drei Fahnen gemeinsam im Winde flattern! - Am 22. Juni also fand in Weiach bei strahlendem Sonnenschein der Bezirkssängertag, verbunden mit der Fahnenweihe, statt. Der Männerchor Niederglatt war als "Göttisektion" auserkoren und brachte zum Feste sogar den Niederglatter Storch mit. "Es entwickelte sich ein Sängerleben, wie es so urchig u. fröhlich nur in einem Bauerndorf möglich ist, wo Feste zu den Seltenheiten gehören", schrieb der Berichterstatter Hs. Eckinger im "Zürichbieter".» (Zollinger, W.: Jahreschronik 1952. Typoskript. ZBZ Hs, Signatur: G-Ch Weiach 1952  S. 12)

Fotographie mit den drei Weiacher Fahnen im Vordergrund und den Fahnen anderer Chöre des Bezirks im Hintergrund (Bild mutmasslich von Walter Zollinger geschossen).

Bezirkssängertag und Brand am Vorabend

Dieser Anlass blieb den Weiachern auch noch aus einem feurigen Grund in Erinnerung:

«Am 21. Juni hingegen, ausgerechnet am Samstag vor der Fahnenweihe des Männerchors, war der stattliche Bauernhof des Hans Meierhofer-Wiesendanger im Bedmen einem Grossbrand zum Opfer gefallen. In der Folgezeit erstand nun am selben Platz ein imposanter Neubau; ein wirklich prächtiges Gebäude: das Wohnhaus ein Riegelbau, anschliessend eine mächtige Scheune mit Vieh-, Pferde-, Schweinestallungen u. geräumigem Wagenschopf. Es stellt auch heute wieder das ansehnlichste Bauernhaus des Dorfes vor.» (G-Ch Weiach 1952).

Das Gebäude steht bis heute an der Kaiserstuhlerstrasse 19, vom Dorfkern aus gesehen direkt nach dem Restaurant Wiesental.

Erster Auslandeinsatz der neuen Fahne

«Am 13. Juli sodann führte der Männerchor im benachbarten deutschen Dorf Hohenthengen ein Sängertreffen durch, wozu auch die drei Schweizer-Männerchöre Kaiserstuhl, Glattfelden und Weiach geladen waren und damit zum erstenmal seit dem Krieg die früheren freundschaftlichen Bande mit den Grenznachbarn wieder anknüpfen durften.» (G-Ch Weiach 1952)

Interessant, wie Zollinger den Ortsnamen unseres deutschen Nachbarorts schreibt: nach alter Sitte mit «th». Das passt. Man knüpfte ja an alte Zeiten an. An solche, wo die Hohentengemer noch den Zürchern Heerfolge leisteten.

Was bedeutet die Jahrzahl 1860?

Wenn man auf einer Fahne eine Jahrzahl sieht, dann ist nicht auf Anhieb klar, wofür diese steht. Für das Gründungsjahr oder für das der Anschaffung des edlen Tuches, also für das Jahr der Fahnenweihe?, so fragte ich in WeiachBlog Nr. 792. Die Antwort ist nach wie vor offen.

Üblicher ist es, dass die Jahrzahl der Anschaffung der Fahne auf dieselbe draufkommt  ähnlich wie bei einer Hausaufrichte o.ä., wo auch die Jahrzahl dieses Ereignisses angebracht wird  dasselbe für die Glocken der Kirche Weiach. Das schliesst aber nicht aus, dass doch das Gründungsjahr des Vereins auf der Fahne verewigt wurde. Bei Fussballvereinen ist das Gründungsjahr ja manchmal sogar Teil des Namens.

Weiterführende Artikel
  • Alter der Fahne oder Jahr der Vereinsgründung? WeiachBlog Nr. 792 v. 13. März 2010
  • Dorfzeichen, Wappen und Logo. Wie unsere Gemeinde zu ihren Erkennungszeichen kam (Teil 1). Weiacher Geschichte(n) Nr. 84. In: Mitteilungen für die Gemeinde Weiach, November 2006  S. 11-15.
  • 75 Jahre offiziell anerkanntes Wappen. Wie unsere Gemeinde zu ihren Erkennungszeichen kam (Teil 2). Weiacher Geschichte(n) Nr. 85. In: Mitteilungen für die Gemeinde Weiach, Dezember 2006  S. 14-21.

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