Montag, 5. Juli 2021

Holzschläge, gemeinschaftlich organisiert (Art. 26 GO 1596)

In der Holzordnung von 1567 haben die vier geschwornen Dorfmeier (neben dem Förster) eine Schlüsselrolle (vgl. WeiachBlog Nr. 1670). Sie waren es, die die nachhaltige Nutzung der Ressource Holz nach dem Willen der Obrigkeiten so handhaben sollten, dass der Wald auch Gelegenheit bekommt, sich wieder zu erholen und die Berechtigten nicht einfach dort holzen, wo es ihnen gerade passt.

Das war auch dringend erforderlich. Denn im Verlauf des 16. Jahrhunderts hatte die Bevölkerung auch in Weiach stark zugenommen. Viele Einwohner hatten überdies wenig oder gar keinen eigenen Wald und waren so umso mehr auf das Brennholz aus dem Gemeindewald angewiesen.

Die Holzordnung enthält daher ausführliche Bestimmungen darüber, wie die winterliche Brennholzbeschaffung vonstatten zu gehen hatte. In der Originalurkunde nach der Transkription von Thomas Weibel sind dies die Artikel 7 bis 9 HO 1567:

Die Waldnutzungskommission tagt

«[7.] Es söllennt ouch jerlich die vier geschwornen sampt dem weibel zuo der zyt, wann man sy [sic!] die winterhöw ußzegeben gsinnet, sich by jren thrüwen und eeren nach der gmeind bestem nutz miteinandern beratschlagen, wo unnd an wellichen enden sy zum aller unschedlichisten unnd nutzlichisten die winterhöw ußtheilen unnd jedem als vorstat zuo synem hußbruch geben mogen.»

Es waren also gemäss Art. 7 HO die vor Ort Verantwortlichen (Dorfmeier plus Weibel, wobei unklar ist, ob es sich um den hochobrigeitlichen, oder den fürstbischöflichen handelt), die darüber zu beraten hatten, wo es am wenigsten schädlich und für den Holzertrag insgesamt am förderlichsten sei, im jeweiligen Winter Brennholz zu schlagen. Die Dorfmeier waren ja auch gehalten, regelmässig im Wald zum Rechten zu sehen. Sie wussten daher, wo Sturmschäden oder andere Probleme eine Abänderung der Nutzungsplanung erforderlich machten. Unklar ist, warum ausgerechnet der Förster bei dieser Winterhau-Sitzung nicht anwesend sein musste.

Das Prinzip Mittelwald wird amtlich vorgeschrieben

«[8.] Unnd wo sy sich deß verglychen, alßdann daselbs an einem orth anfachen unnd alles, das da stat (ußgnommen buwholtz), einandern nach howen unnd ein jeder das, so jme zuo synem theil worden, biß zuo unnser lieben frowen Liechtmeß tag, by verlierung deß holtzes uß dem how gethon und hinweg gefürt haben, unnd ouch die gmeind jerlich denselben how by straff zechen pfund pfenning widerumb jnschlachen unnd also jngeschlagen behalten, biß das holtz dem vech wol entwachsen sige; unnd dannenthin dheiner [keiner] by straff deß ufgesetzten einungs dheinn holtz mer one erlouptnuß (als vorstat) howen oder jnn den jngeschlagnen höwen grasen.»

Der Art. 8 HO gibt genaue Anweisung, wie so ein Holzschlag in der Praxis zu organisieren war. Die Holzschläge dürften wie eine Teilrodung ausgesehen haben, wobei die Überständer, die man als Bauholz vorgesehen hatte, stehengelassen wurden und sie danach wie Inseln im Holzschlag verblieben. Dieses Bewirtschaftungsprinzip lässt einen Mittelwald entstehen, eine Kombination aus Hoch- und Niederwald. Der Niederwald hatte deutlich kürzere Umtriebszeiten (10 bis 30 Jahre) als der Hochwald.

Weiter bestimmte dieser Artikel, dass die Bezugsberechtigten das ihnen zugeteilte Quantum bis an Maria Lichtmess, also 40 Tage nach Weihnachten, d.h. bis zum 2. Februar, aus dem Wald geführt haben mussten. Wer das bis zu diesem Zeitpunkt nicht erledigt hatte, verlor sein Anrecht auf das Holz.

Der Holzschlag muss eingezäunt werden

Weiter wird die Gemeinde bei Bussandrohung dazu angehalten, die genutzte Fläche «einzuschlagen». Mit dem «Ischlag» oder «Ifang» war «eingehegtes und der gemeinen Nutzung entzogenes Land» (Weibel, Glossar) gemeint. Hier wurde also verlangt, dass die Winterschlagfläche eingezäunt wird und der Zaun beizubehalten ist, bis der Verbiss durch Tiere (Weidevieh, aber auch Wildtiere) dem aus dem Stockausschlag entstandenen Nachwuchs nicht mehr schaden konnte.

Mit der «einung» ist die (in der Regel von einer Genossenschaft, hier aber von den Obrigkeiten festgesetzte) Ordnung und Busse bei Verstoss gegen dieselbe gemeint. Die Bussandrohung galt explizit auch dafür, dass jemand auf die Idee kommen könnte, sein Vieh in den eingezäunten Flächen weiden zu lassen.

Entschädigung gedeckelt

Der Artikel 9 HO bestimmt die Entschädigung für die Waldnutzungskommission. Er macht insbesondere klar, dass Geschworne und Weibel nur ein angemessenes Sitzungsgeld aus der Gemeindekasse zugut haben sollten:

«[9.] Unnd sölle den geschwornen unnd dem weybel uff die zyt, wann sy also die iars höw ußgebent, nit mer zuo belonung gefolgen dann jedem ein maal jnn zimligckeit uß der gmeind seckel zuo betzalen. Unnd ob sich glych ander mit jnen zuoschlügent, denselben sölle von der gmeind nüt zalt werden, sonnder jeder uff syn seckel zeren.»

Wer ausser den Genannten noch mitbechern o.ä. wollte (was offenbar in den Jahren zuvor gang und gäb war und auf Gemeindekosten ging), der musste nun seine Zeche aus dem eigenen Sack bezahlen.

In der Gemeindeordnung als ein einziger Artikel geführt

In der Transkription von Friedrich Ott aus dem Jahre 1855, der eine Abschrift der Gemeindeordnung (GO 1596) verwendet hat, werden die drei Artikel aus der Holzordnung zu einem einzigen verschmolzen und mit dem Titel «Holz zum unschädlichsten ze hauwen» versehen.

«Es sollent auch jerlich die vier Geschwornen sampt dem Weibel zu der Zit, wann si die Winterhow ußzegeben gsinnet sind, sich bi iren Trüwen und Ehren nach der Gmeind bestem Nutz miteinandern beratschlagen, wo und an wellichen Enden si zum Unschädlichsten und Nutzlichisten die Winterhow ußteilen und jedem als vorstadt zu sinem Hußbruch geben mögen; und wo si sich dessen verglichen, alsdann daselbs an einem Ort anfachen und alles das da stat (ußgnomen Buwholz) einanderen nach houwen, und ein jeder das, so ime zu sinem Theil worden, biß zur Liechtmeß bi Verlierung des Holzes uß dem Houw gethan und hinweg geführt haben, und auch die Gmeind jerlich denselben Houw bi Straf zechen Pfund Pfenning, widerumb inschlachen und also ingeschlagen behalten, biß das Holz dem Vech wol entwachsen, und dannethin keiner bi Straf des ufgesetzten Einungs kein Holz mehr ohne Erlouptnus (als vorstat) houwen oder in den ingeschlagenen Houwen grasen und solle den Gschworenen und dem Weibel uf die Zit, wann si also die Jars Houw ußgebend nit mehr zu Belohnung gevolgen dann jedem ein Mal in Zimbligkeit uß der Gmeind Sekel zu bezalen und ob sich glich ander mit inen zuschlugend, denselben soll von der Gemeind nüt zalt werden, sonder jeder uf sin Sekel zeeren.»

Liest sich schon etwas langatmig, oder? Aber der Sinn und Zweck dieser Abschriften war ja wohl auch primär, dass ein Amtsträger sich über die Rechtslage ins Bild setzen konnte.

Quellen
  • Ott, F.: Offnung der Gmeind Weyach von Anno 1596 [14. Wintermonat 1596]. In: Zeitschrift für schweizerisches Recht, Alte Folge Bd. 4 (1855) – II. Rechtsquellen, S. 181-182. [vgl. RQNA 180: Holzordnung].
  • Weibel, Th.: Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen. Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Zweiter Teil: Rechte der Landschaft; Erster Band: Das Neuamt. Aarau 1996 – S. 390.

Inhaltsübersicht zu Gemeindeordnung und Holzordnung

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